: Im Volkslied-Ton
So war‘s: Kammermusik satt im Radio Bremen Sendesaal
Kammermusik satt – ein Traum für den denkmalschutzwürdigen, aber abrissgefährdeten Sendesaal. MusikerInnen der Deutschen Kammerphilharmonie verwirklichen ihn seit Jahren – mit gut konzipierten Programmen und originellen Besetzungen. So auch beim Konzert „Volksmusik – Musik der Völker“, das echte Entdeckungen bereithielt: Denn wer kennt schon ein Klarinetten-Trio des Armenen Aram Chatschaturjan, das Duo für Violine und Cello seines ungarischen Zeitgenossen Zoltán Kodály, oder die an dieser klassischen Moderne geschulte Musik Frangis Ali-Sades, der wohl bedeutendsten lebenden Komponistin Aserbaidschans? Ja, selbst Béla Bartóks Klarinettentrio „Kontraste“ hört man nur selten in deutschen Konzertsälen.
Volksmusik übte schon immer einen starken Einfluss auf Komponisten aus. Im 20. Jahrhundert aber beginnt ihre systematische Erforschung, etwa durch Bartók und Kodály, die gemeinsam in den entlegensten Dörfern Ungarns örtliche Weisen sammelten – mit Profit fürs eigene Schaffen. Kodálys Duo für Violine und Cello spielten Florian Donderer und Anja Tetzlaff mit betörender Klangsinnlichkeit und wunderbar energischen Impulsen. Das gilt auch für Bartóks und Chatschaturjans Trios, in denen Klarinettistin Nicole Kern die Riesenpalette ihrer Tongebung vorführen konnte. Was ihrer Interpretation an Vitalität fehlte, reichten Tanja Tetzlaff und Paul Rivinius nach – mit „Habil-Sajahy“ von Ali-Sade. Die lässt die ursprünglichen Instrumente Cello und präpariertes Klavier regelrecht vergessen, so sehr empfindet sie Spieltechniken der Langhalslaute, der Zither oder der orientalischen Spießlaute nach. Eine großartige Wiedergabe eines großartigen Stückes. Ute Schalz-Laurenze