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Archiv-Artikel

EIN STARKER EURO IST GUT FÜR DIE EUROPÄISCHE WIRTSCHAFT Überflüssiges Gejammer

Der Euro steigt und steigt. Na und? Schön, dass die Gemeinschaftswährung sich so gut gemacht hat, möchte man loben. Nachdem sie jahrelang nur immer als „Weichei“ beschimpft wurde. Doch nein: Mit steigendem Eurokurs schwillt auch der Jammerchor der Wirtschaftsexperten an. Der starke Euro würge die Exporte ab und damit die Konjunktur. Warum aber so pessimistisch?

Die jüngsten Zahlen des für seine Nüchternheit bekannten Bundesamts für Statistik belegen: Deutschland ist nach wie vor „Exportweltmeister“. Die deutschen Ausfuhren legten 2003 um zwei Prozent zu, die meisten Exportunternehmen sind auch für dieses Jahr optimistisch. Hinzu kommt: Deutschland exportiert die Hälfte seiner Ausfuhren in Länder innerhalb der Eurozone. Da spielt der Wechselkurs zum Dollar ohnehin keine Rolle.

Auch befinden sich die hiesigen Exporteure großenteils in der komfortablen Lage, langlebige Anlage- und Investitionsgüter im Ausland zu verkaufen. Dazu gehören Maschinen, die es in dieser Art (fast) nirgendwo sonst gibt. Da fällt es den Käufern im Ausland schwer, mal eben auf Ersatzmaschinen aus einem Dollarland – neben den USA vor allem Asien und Lateinamerika – umzusteigen. Ein weiterer deutscher Exportschlager sind teure Autos. Solche Karossen werden gekauft, weil sie teuer sind. Wer sich einen Porsche oder Mercedes leisten kann, sieht über leicht höhere Preise hinweg. Zudem sichern sich Exporteure normalerweise gegen Wechselkursrisiken ab. Sie legen den Kurs, zu dem sie ihre Waren im Ausland verkaufen, entweder frühzeitig fest, oder sie lassen gleich dort produzieren, wo verkauft wird.

Die Experten sollten sich freuen, statt zu lamentieren: Der starke Euro führt dazu, dass die Bewohner der Euroländer mehr Geld zum Ausgeben haben. Denn die Europrodukte werden für die, die in Euro verdienen, ja nicht teurer. Eher sogar billiger: Auch Rohstoffe wie Öl, die in Dollar abgerechnet werden und bei der Herstellung fast jeden Produkts eine Rolle spielen, werden billiger. Und alle die Waren, die aus Dollarländern kommen, sowieso! KATHARINA KOUFEN