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Archiv-Artikel

Vorentscheidung weggestoßen

Im Spitzenspiel um die Deutsche Mehrkampfmeisterschaft trennten sich der DBC Bochum und der BC Hilden unentschieden. Über das Heimrecht und die Musikauswahl in den Play Offs entscheidet das Rückspiel

BOCHUM taz ■ Das Bier läuft im stickigen, überheizten Billardzentrum am Bochumer Holtkamp heute besonders gut. Bei 60 Leuten ist die Sauerstoffgrenze erreicht – trotz Rauchverbot. Im Hintergrund läuft Dudelmucke in der Endlos-Schleife: Simon & Garfunkel, Bryan Adams, Toto. „Die Spieler sind sehr empfindlich, deshalb versuchen wir mit der Musik, dass Gerede der Zuschauer etwas zu überspielen“, sagt Paul Kimmeskamp, Betreuer des Gastgebenden DBC Bochum. Gelungene Aktionen werden mit einem Fingerschnippen bedacht – auch von den Gegnern.

Ludger Havlik scheint mit der Musikauswahl nicht ganz so zufrieden. In der offenen Partie präsentiert er seinem Gegner Sven Daske die Kugeln. Der bedankt sich mit einer lockeren 300er-Serie und bringt sein Team in Führung. Am Nebentisch verliert Vize-Europameister Fabian Blondeel gegen Altmeister Wolfgang Zenkner. 0:4 aus Sicht der Bochumer. Blondeel nimmt die Sache locker: „Zenkner war besser, ein unentschieden ist aber noch drin.“

Bochum und Hilden dominieren seit vielen Jahren die deutsche Mehrkampfmeisterschaft. Die Hildener lösten im vergangenen Jahr den Serienmeister DBC Bochum ab. Mit einem Sieg in Bochum könnte Hilden seinen Vorsprung in der Tabelle auf drei Punkte aufbauen. Besonderer Anreiz: Der Vorrundenerste genießt Heimrecht für die erstmals ausgetragene Endrunde. Vier Mannschaften treffen dann im K.O.-System aufeinander. „Der Heimvorteil ist die halbe Miete“, weiß Paul Kimmeskamp.

Das zeigen die Kadre-Partien nach der Pause. Die Bochumer Thomas Nockemann und Henni Tillmann legen ihren Gegnern Peter Niessen und Thomas Wildförster eine 150er beziehungsweise 200er Serie vor. Beide müssen in einer Aufnahme nachziehen. Wildförster braucht 200 Punkte am Stück. Nervenaufreibend: 25, 50, 100 Punkte, die Bochumer Zuschauer verlassen den Saal. Die Unruhe, vor allem aber das Desinteresse lassen die Konzentration schwinden. Innerhalb von zwei Minuten vergibt Hilden den Sieg. Erst scheitert Niessen, dann sein Mannschaftskollege. Die Zuschauer kommen wieder. Erleichterter Applaus, nach dreieinhalb Stunden Nervenkampf auf hohem Niveau. Zum Bier werden Mettbrötchen gereicht. „Das war knapp“, sagt Paul Kimmeskamp.

Im Rückspiel muss ein Sieg her. Aus den Boxen schallt Sailing von Rod Stewart. Zeit nach Hause zugehen. Bis zur Endrunde besteht noch Handlungsbedarf. HOLGER PAULER