: neue filme About Schmidt
USA 2002, Regie: Alexander Payne. Mit Jack Nicholson, Hope Davies. 124 Min.
Warren Schmidt hat 42 Jahre bei einer Versicherung gearbeitet und es bis zum Vizechef gebracht. An seinem letzten Tag vor der Pensionierung sitzt er in einem leer geräumten Büro, starrt auf die Uhr, bis der Zeiger die Fünf erreicht, und weiß: Jetzt ist es vorbei. Jetzt endlich kann sein „dritter Frühling“ beginnen, kann er das Ersparte mit seiner Frau verprassen auf ausgedehnten Reisen. Aber seine Frau stirbt, die Tochter heiratet einen windigen Wasserbettverkäufer, den er verabscheut. Schmidt wird bewusst, dass er auf dieser Welt nicht mehr gebraucht wird. Am Ende bleibt er mit all seinem aufgeschobenen Leben ein Schmidt unter vielen, die der Alltag aus den Augen verliert. Im Kino wird dennoch niemand Warren Schmidt vergessen. Nicht nur, weil das Elend auf der Leinwand stets larger than life erscheint. Es liegt an der Romanvorlage von Louis Begley, nach der Alexander Payne den Jedermann der Vorstädte als ungeheuer fein nuancierte Figur porträtieren konnte, als Mensch in der Versteppung. Bei Payne ein Nowhere-Mann aus dem Niemandsland des Mittelwestens – von Beginn an in Auflösung begriffen: hängende Schultern, abwesender Blick und ein teigiges Gesicht, das jeder nach seinen eigenen Vorstellungen formen könnte. Dieses Gesicht aber gehört Jack Nicholson, der mal mimisch abgespeckt hat. Ohne den Schmerz pathetisch zu erhöhen, fährt Nicholson die Gefühle herunter – in ihm zerren, leiden, hadern, greinen zig Enttäuschungen, still und auf schleichendem Fuße.
Babylon, Broadway, CinermaxX Potsdamer Platz, Cinestar Sony Center, Filmkunst 66, FT am Friedrichshain, Yorck