: Offensiv in die alte Montagehalle
In Essen richtet die Jazz Offensive (JOE) bereits zum achten mal ihr Jazzfestival aus. Stars wie Nguyên Lê, Gunter Hampel und Conny Bauer sind allseits bekannt. Neu ist der Veranstaltungsort „Tor 2“ in der Stadt
Die gute Nachricht vorweg: Das Festival der Jazz Offensive Essen (JOE) hat kurzfristig einen neuen Veranstaltungsort bekommen – das „Tor 2“, eine ehemalige Montagehalle der Firma Ruhrtal Elektrizitätsgesellschaft in Essen Werden. Der ursprüngliche Veranstaltungsort des JOE-Festivals, das Satiricon in Rüttenscheid, musste seine Pforten schließen. Der Eigentümer wollte den Mietvertrag mit den Betreibern des Satiricon nicht verlängern. Damit stand auch das Festival nach sieben erfolgreichen Jahren auf der Kippe. Die Suche nach einem Standort für einen Jazzclub verlief erfolglos – auch wegen der Kürzung öffentlicher Mittel.
Trotzdem haben es die Veranstalter geschafft, mit dem JOE-Festival eine der letzten Institutionen im Ruhrgebiets-Jazz zu erhalten – an neuem Ort. Vom 16. bis 18. Januar kehrt der Jazz nach Essen zurück. 15 Konzerte an drei Tagen. Protagonisten der lokalen Szene treffen auf deutsche und internationale Jazzgrößen. Dass derartige Festivals längst nicht mehr den Jazz in Reinform bieten können, ist der musikalischen Entwicklung der letzten Jahre geschuldet. Stil-Mixe in- und zwischen den Gruppen gehören längst zum Standard. So befasst sich der Auftritt des Gitarristen Nguyên Lê mit einem der einflussreichsten Musiker der Rockgeschichte: „Nguyên Lê celebrating Jimi Hendrix.“ Weltmusik, Rock und Jazz sind die Einflüsse des Gitarristen Nguyên Lê. Mit seinem klassischen Rockquartett, bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang überträgt er den Hendrixschen Klangkosmos in die Gegenwart.
Ebenfalls nur am Rande Jazz sind Klezcetera. Die Band um den chassidischen Geiger Dimitry Reznik beruft sich auf die Wurzeln des Klezmer. Reznik bekam kürzlich den deutschen Weltmusikpreis in der Kategorie „deutsche roots“, seine Mitspieler Henrik Albrecht (Klavier, Bandoneon) und Tito Erlenbusch (Bandoneon, Mandoline, Gesang) begründeten den „Rheinischen Tango.“
Stilistisch in völlig anderen Bereichen bewegt sich das Achim Jaroschek Quartett featuring Conny Bauer und Gerd Dudek. Der Essener Pianist Jaroschek begann seine Karriere als Schlagzeuger – was seinem Klavierspiel deutlich anzuhören ist. Wenn dann auch noch die deutschen Free-Jazz-Legenden Conny Bauer (Posaune) und Gerd Dudek (Saxophon) mit am Start sind, darf sich das Publikum auf ein inspiriertes, vor allem aber lautes Feuerwerk frei-improvisierter Musik freuen.
HOLGER PAULER
8. JOE-Festival 16.-18.01., Essen, Tor 2 www.jazz-offensive-essen.de