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Archiv-Artikel

Kein Forum für rechte Kader

In Buxtehude sprengten Neonazis einen Diskussionsabend zum Thema Faschismus. Staatsschutz wusste zwar Bescheid, informierte die Veranstalter aber nicht

Buxtehude taz ■ Die Veranstaltung fiel aus. Am Dienstag hatte eine Schülerinitiative des Gymnasiums Helepaghen zu dem Informationsabend „Neofaschismus im Landkreis Stade“geladen. Rund 60 Interessierte standen jedoch am Abend im kalten Nieselregen vor der verschlossenen Volkshochschule Buxtehude. „Aus Sicherheitsüberlegungen“, erklärte deren Leiter Wolf Rosenzweig an der Tür, „werden wir die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt anbieten.“ Neonazis aus der niedersächsischen Region hatten ihr Kommen angekündigt. Keine leere Drohung: Rund 15 Kameraden standen sichtbar in der Nähe.

Bereits am Vortag hatten rund 25 Rechte die erste von SchülerInnen organisierte Begleitdiskussion zur Ausstellung „Neofaschismus in der Bundesrepublik“ gesprengt. Diskutieren sollten die Journalistin Andrea Röpke, Cornelia Kerth, Bundessprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) sowie Volkshochschulleiter Rosenzweig.

Schon zu Beginn erkannte Röpke den stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Adolf Damman und den Vordenker des „Deutschen Kollegs“, Reinhold Oberlercher, die sich mit Naziskins der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) im Raum verteilten. Seit Anfang der 1980er Jahre bewegt sich der Hamburger Oberlercher, früher Theoretiker des Sozialistischen Studentenbunds SDS, im neonazistischen Spektrum. „Solchen Kadern wollen wir kein Forum geben“, sagte eine Vertreterin der SchülerInnen-Ini und erklärte die Veranstaltung für beendet.

Zum Missfallen eines anwesenden Staatsschutzbeamten. „Redet doch mit denen“, habe der quer durch den Raum empfohle, erzählt eine Schülerin später. Gegenüber der taz räumten die Beamten vor Ort ein, „recht kurzfristig“ von der rechten Gegenmobilisierung gewusst zu haben. Um so überraschter waren die SchülerInnen. „Vorgewarnt“, betont eine Teilnehmerin, „haben sie uns als Veranstalter nicht“. Besonders besorgt sie, das in einem verteilten JN-Flugblatt angekündigt wird, „sorgfältig“ zu „registrieren und archivieren“, wer „gezielte Infos über vermeintliche ‚Nazi-Funktionäre‘“ verbreite. Entmutigen lassen sich die GymnasiastInnen nicht: „Das wollen die Nazis doch“, erklären sie. Die Störaktion zeige, wie notwendig die Diskussion sei. Andreas Speit