Naht Rettung für das Bamberger-Haus?

Bauunternehmer Hübotter nach einer ersten Begehung mit Architekten und Statikern: „Man kann sehr viel Geld sparen, wenn man das Haus nicht abreißt, sondern es renoviert und restauriert.“ Bereits heute will er Gespräche mit der BIG führen

„Wenn das Mädchen wider Erwarten nur eine Dirne ist, lassen wir die Finger davon“

Bremen taz ■ An der Ecke Doventorstraße/Faulenstraße stand einst das erste modern eingerichtete Warenhaus Bremens: das Kaufhaus Bamberger. Gründer und Eigentümer war Julius Bamberger, der als Jude nach Boykottaufrufen und Schikanen der Nationalsozialisten in den Ruin getrieben wurde und aus Deutschland flüchten musste. Das einst achtstöckige Hochhaus wurde im Krieg schwer beschädigt und später zum Teil in der alten Form wieder errichtet. Es handele sich bei dem Haus um „ein wichtiges Stück jüdischer Stadtgeschichte“, so die Grünen-Sprecherin im Beirat Mitte, Monika Heuss.

Der Bremer Bauunternehmer Klaus Hübotter, der bereits historische Bauten wie die Villa Ichon, den Schlachthof und den Speicher XI saniert hat, sieht das genauso. Gestern ging Hübotter zusammen mit hiesigen Statikern und Architekten, darunter Manfred Schomers und Rainer Schürmann, durch das Bamberger-Haus – und war äußerst angetan. Hübotters „erster Eindruck“, den er der taz unmittelbar nach der Begehung schilderte, ist positiv: „Man kann sehr viel Geld sparen, wenn man das Haus nicht abreißt, sondern es renoviert und restauriert.“ Bereits heute Mittag hat der Unternehmer einen Termin beim Chef der Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG), Ulrich Keller – die BIG hat die Schlüsselgewalt über das Gebäude. Hübotter will der BIG anbieten, das Haus statisch zu untersuchen und ein Gutachten vorzulegen.

Dem Unternehmer schwebt vor, „den Zustand wiederherzustellen, wie er 1930/31 war“ – damals sei das Haus in seinem Zenit gewesen. Für seine Beurteilung des Bamberger-Hauses wählte Hübotter einen bemerkenswerten Vergleich: „Das ist so, wie wenn Sie ein hübsches Mädchen treffen – mit dem verabreden Sie sich wieder. Doch wenn das Mädchen wider Erwarten nur eine Dirne ist, werden wir die Finger davon lassen.“

Der Beirat Mitte hatte in seiner jüngsten Sitzung die Stadt auf Antrag der Grünen aufgefordert, „die Möglichkeit eines Umbaus und der Sanierung des Bamberger-Hauses von einem unabhängigen Gutachter prüfen“ zu lassen. Skeptisch war allein SPD-Beirat Rolf Schröder gewesen: Da er das heute leerstehende Haus, in dem bis vor einem Jahr Behörden wie das Versorgungsamt untergebracht waren, „vom Keller bis zum Dach“ kenne, warne er davor, sich zu große Hoffnungen zu machen, so Schröder: „Da regnet es durch, der Putz fällt von der Decke – die Bude fällt innerhalb von fünf Jahren mittig in sich zusammen.“ Ohne Sicherungsmaßnahmen flögen die Fenster bald auf die Faulenstraße, wusste der SPD-Mann.

Im Zusammenhang mit dem Umzug von Radio Bremen ins „Medienzentrum Faulenquartier“ soll auf dem Bamberger-Grundstück, so die bisherige Planung, ein Gründerzentrum für junge Medienfirmen entstehen. „Abriss und Neubau“, so hatten die Grünen ihren Antrag begründet, „beseitigen die Möglichkeit, an die Geschichte Julius Bambergers und an geschehenes Unrecht zu erinnern“. Auch stelle sich die Frage, ob nicht mit einem teuren Neubau das Ziel, Existenzgründern preisgünstige Büroräume anzubieten, verfehlt werde. Markus Jox