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Archiv-Artikel

Fehler einfach zugeben, das ist der Trick

Arbeitsämter-Chef Florian Gerster hat seine schwere Imagekrise überstanden. Denn es gibt keine Alternative zu ihm

Von UH

BERLIN taz ■ Florian Gerster sah entspannt aus. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) schien es gestern zu genießen, dass sich der Wirtschaftsausschuss erneut über zwei Stunden lang nur mit ihm befasste. Wieder ging es um den Millionenvertrag mit der Beraterfirma WMP, den Gerster im Februar vergeben hatte – ohne Ausschreibung und ohne klare Zielbeschreibung. Vage hieß es im Vertrag, WMP solle eine „Kommunikationsstrategie“ für die Arbeitsämter entwickeln.

Diese Eigenwilligkeiten hätten Gerster im November fast sein Amt gekostet. Der BA-Verwaltungsrat war irritiert, ebenso die Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen. Auch Wirtschaftsminister Clement (SPD) zögerte zunächst, sich hinter seinen BA-Chef zu stellen. Gerster hingegen war sich keiner Schuld bewusst und witterte „eine Kampagne“ gegen sich. Diese Arroganz machte ihn nicht beliebter.

Alles lang vorbei. Inzwischen weiß Gerster, wie der Zaubersatz lautet. Gestern sagte er ihn gleich mehrfach: „Aus heutiger Sicht war es ein Fehler.“ Allerdings könnte Gerster auch gar nichts anderes sagen, schließlich hat der Bundesrechnungshof inzwischen eindeutig festgestellt, dass der Auftrag nicht ohne Ausschreibung hätte vergeben werden dürfen. Aber auch wenn Gerster nur das Offensichtliche eingesteht, so verfehlt dies dennoch nicht seine Wirkung – auf die Opposition. Die Union ist recht ratlos, wie sie die Affäre jetzt noch zum Skandal machen kann. Etwas missgelaunt räumte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer gestern ein, dass „Fehler natürlich vorkommen“ könnten.

Nichts ist so langweilig wie ein Fehler, über den sich alle einig sind – daher versucht die Opposition nun, Fehler aufzuspüren, die Gerster noch leugnet. Der CDU-Lieblingsvorwurf lautet derzeit: Gerster habe sich „in seinen Angaben widersprochen“, was die Reihenfolge der Ereignisse angeht. Hat nun erst die BA-Beschaffungsstelle geprüft, ob das Kommunikationsdefizit so „dringlich“ ist, dass ein Auftrag ohne Ausschreibung rechtens wäre? Dies habe Gerster noch im November behauptet. Oder hat der BA-Vorstand zunächst beschlossen, WMP zu beauftragen – und hinterher die Beschaffungsstelle um eine Stellungnahme gebeten? So würde es Gerster jetzt im Ausschuss darstellen.

Der BA-Chef konterte gestern mit einem Wort: „Scheinwidersprüche“. Und in der Tat kann Gerster gelassen bleiben: Wie immer es wirklich war, die Vorwürfe der Union sind zu kompliziert, als dass sich irgendjemand für sie interessieren würde. Außerdem: Die Arbeitgeber und die Gewerkschaften im Verwaltungsrat sowie die Regierung – sie alle haben inzwischen eingesehen, dass es keine Alternative zu Gerster gibt, wenn sie den Umbau der Arbeitsämter vorantreiben wollen. So viel Lob hat Gerster noch nie gehört. Deswegen ist er so entspannt. UH