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Archiv-Artikel

P-Frage zu schwierig für CDU im Ruhrgebiet

Die Kreisverbände der christlichen Partei wollen sich nicht zur Bundespräsidenten-Frage äußern. Zu groß ist die Angst, die FDP oder die eigene Führungsspitze zu verprellen. „Wir sind zu weit unten“, fürchten die CDUler vor Ort

RUHR taz ■ Gelsenkirchens Rathauschef Oliver Wittke ist in der CDU im Ruhrgebiet alleine: Zum großen Staatsoberhaupt wollen die kleinen Kreisverbände der CDU lieber schweigen. Sie wollen sich nicht auf einen Kandidat oder eine Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl aussprechen. Dabei wird die Bundesversammlung schon in vier Monaten den Nachfolger von Johannes Rau wählen.

Oliver Wittke hatte weniger Hemmungen. Der stellvertretender CDU-Landeschef und Oberbürgermeister von Gelsenkirchen sagte vor einer Woche auf dem Neujahrsempfang: „Ich bin für Klaus Töpfer.“ Der ehemalige Bundesumweltminister habe als UNO-Umweltdirektor einen „exzellenten Job“ gemacht und wäre ein ausgezeichneter Kandidat für die Union.

„Wittke war zu früh“, sagt Gerd Ozimek, Kreisgeschäftsführer der Düsseldorfer CDU. Das Amt des Bundespräsidenten sei eine moralische Instanz, über die man nicht spekulieren sollte. Ozimek gibt sich bescheiden. „Wir sollten uns an diesem Rennen nicht beteiliegen.“

Auch die Essener Schwarzen stapeln tief. Sie glauben nicht an ihr Mitspracherecht. „Wittke spielt in einer anderen Liga als wir“, sagt Norbert Solberg, Kreisgeschäftsführer. Die Diskussion solle anderen überlassen werden, es sei übertrieben, wenn Essen sich als Kreisverband „da einmischen will.“ Sein Kollege aus Krefeld will „um Gottes willen nicht Herrn Wittke verurteilen.“ Trotzdem gibt Jürgen Schick zu, dass er die Frage für verfrüht hält. Er wolle lieber abwarten und niemandem auf die Füße treten. „Das ist alles so sensibel, so sensibel.“

Die Mülheimer ChristdemokratInnen sind pragmatischer. Sie wollen vor allem der FDP nicht auf die Füße treten. „Wir sind auf die Liberalen angewiesen und können es uns nicht erlauben, eigene Wünsche in die Welt zu posaunen“, sagt Andreas Schmidt, Mülheimer Bundestagsabgeordneter in Berlin. Die P-Frage sei ja so schwierig.

„Schwierig, schwierig“, sagt auch Oberhausens Geschäftsführer Christian Benter und schützt die FDP. „Die Wahl darf auf keinen Fall knapp ausfallen.“ In seinem Kreisverband wird es dewegen auch keine eigenen Abstimmungen zur Präsidentenwahl geben. „Das wäre zu weit unten angesetzt.“

Nur der Hammer und der Münsteraner Kreisverband trauen sich eine eigene Meinung zu. Sie plädieren beide für den ehemaligen Parteivorsitzenden Wolfgang Schäuble. „Er ist anerkanntermaßen intelligent und tiefgründig“, sagt Münsters CDU-Sprecher. Und der Hammer Geschäftsführer Werner Thies schwärmt: „Er besticht durch Klugheit und langjährige Erfahrungen“. Töpfer habe seine Vorzüge und auch Bernhard Vogel aus Thüringen sei gut. Nur eines sei klar: „Rita Süsmuth darf es auf keinen Fall werden.“ Sie habe die Basis vergrault, weil sie sich zu oft von der SPD habe einspannen lassen. ANNIKA JOERES