: Keine gute Ausgangsposition
Die Bonner CDU-Chefin Pia Heckes (47) kündigt ihre Kandidatur für die diesjährige Oberbürgermeisterwahl an. Über ihre Nominierung wird im Februar entschieden
KÖLN taz ■ Es war ein putziger Einfall Guido Westerwelles. Die Bonner Christdemokraten könnten doch einfach, anstatt einen eigenen Kandidaten aufzustellen, den der Liberalen bei der Oberbürgermeisterwahl in diesem Jahr unterschützen. Angesichts der „großen Personalprobleme der CDU“ biete sich doch diese Lösung als Alternative an, tönte der FDP-Bundeschef vor ein paar Tagen.
Ein netter Versuch. Gestern Nachmittag allerdings bekam Westerwelle die Antwort von Pia Heckes: Trotz aller Personalprobleme hat Bonns CDU-Chefin doch noch jemanden gefunden, die antreten will: sich selbst. Die Chancen auf einen Sieg gegen Amtsinhaberin Bärbel Dieckmann, deren Nominierung durch die SPD im Februar als Formsache gilt, stehen allerdings nicht allzu gut.
Denn die Ausgangsposition der 47-jährigen Heckes, seit 1999 als 1. Bürgermeisterin bislang Stellvertreterin Dieckmanns an der Stadtspitze, könnten ungünstiger kaum sein. Zum einen steht die promovierte Kunsthistorikerin, die erst im Juni 2003 vergangenen Jahres den Bonner CDU-Vorsitz übernommen hatte, mit der weit über das SPD-Milieu hinaus beliebten Dieckmann eine Konkurrentin gegenüber, die es schon zwei Mal zuvor fertig gebracht hat, in der traditionell christdemokratisch dominierten Stadt ihre CDU-Herausforderer zu schlagen.
Zum anderen ist da die schier endlose Geschichte von Skandalen und Affären, die die Konservativen in dem früheren Bundesdorf seit nunmehr über zwei Jahren tief erschüttern, nachdem die krummen Geschäfte des damaligen CDU-Ratsfraktionschefs Reiner Schreiber aufgeflogen waren. So ließ die Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Korruptionsermittlungen in Sachen Bonner Müllofen-Privatisierung gleich mehrfach die Fraktionsräume der Partei durchsuchen, mehrere CDU-Ratsherren mussten zurücktreten. Im Februar vergangenen Jahres stolperte dann auch noch Parteichef Helmut Hergarten über eine Parteispendenaffäre.
Das Image der Christdemokraten in Bonn ist entsprechend arg ramponiert. Daran konnte auch bislang Heckes wenig ändern – kein Wunder, wirft ihr doch beispielsweise Bonns SPD-Chef, der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber vor, sie sei „in der Vergangenheit stets stille Mitläuferin des Schreiber-Systems gewesen, wenn auch nie in der ersten Reihe“.
Jetzt steht sie in der ersten Reihe der Christdemokraten. Heckes ist verheiratet und nach eigenem Bekunden „zufällig in Bad Godesberg geboren, aber eigentlich eine Muffendorferin“. Eine gute Vorraussetzung für den OB-Job im europaorientierten Bonn bringt sie auf jeden Fall mit: ausgezeichnete Fremdsprachenkenntnisse. So spricht sie nicht nur Englisch und Französisch, sondern besitzt auch noch Grundkenntnissee der italienischen und spanischen Sprache. Das ist doch schon mal etwas.
Trotz ihrer gestrigen Kandidaturankündigung: Die endgültige Entscheidung über ihre Nominierung fällt erst auf einer CDU-Mitgliederversammlung Ende Februar. Pascal Beucker