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Archiv-Artikel

Adecco-Manager müssen den Hut nehmen

Gegen den weltweit größten Personaldienstleister ermitteln jetzt Staatsanwaltschaft und Börsenaufsicht

BERLIN taz ■ Der Schweizer Konzern Adecco hat aus den am Montag bekannt gewordenen Bilanzskandal nun die Konsequenzen gezogen. Sowohl Finanzchef Felix Weber als auch der Leiter des Nordamerika-Geschäfts, Julio Arrieta, müssen gehen, teilte das Unternehmen gestern mit.

Die Aufgaben des Finanzchefs wird der bisherige Controlling-Leiter Andres Cano interimistisch übernehmen. Philippe Marcel, Verwaltungsratspräsident von Adecco-France, leitet fortan das US-Geschäft. Verwaltungsratspräsident John Bower kümmert sich um die Klärung der Bilanzprobleme. „Unstimmigkeiten im Nordamerika-Geschäft“ – so beschreibt Adecco selbst die Ursache der Krise. Gestern konkretisierte die Konzernleitung dies: Mängel bei der Sicherheit von Computersystemen, der Abstimmung von Lohnbankkonten und eine unsystematischen Dokumentation bei der Tochter „Adecco-Staffing-Nordamerika“. Außerdem seien Fehler bei der Rechnungsstellung nicht rechtzeitig erkannt worden. Immerhin sind die „Unstimmigkeiten“ so groß, dass gestern die US-Börsenaufsicht und die Staatsanwaltschaft New York Ermittlungen einleiteten.

Nach Bekanntwerden der Entlassungen brach der Aktienkurs erneut ein, diesmal um fast 14 Prozent. Vergleichsweise harmlos zum Montag: Nachdem sich Wirtschaftsprüfer geweigert hatten, den Jahresabschluss zu testieren, war der Titel um 35 Prozent eingebrochen. Die Unternehmensführung erklärte dennoch, mit der Ende 2003 verfügbaren Liquidität inklusive kurzfristiger Investitionen von rund 900 Millionen Euro blicke man zuversichtlich in die Zukunft.

Unter Analysten dagegen überwiegt die Skepsis. Roland Wildmann, Analyst der Schweizer „Bank Leu“ in Zürich, schätzt gegenüber der taz die Situation zwar wenig dramatisch ein. Es handele sich bei den Bilanzproblemen um einen kleinen, fassbaren Bereich, „nicht zu vergleichen mit Parmalat“. Wildmann hält einen Zusammenhang mit der Übernahme der Firma Olsten im März 2000 durch die Adecco-US-Tochter für möglich. „Dabei sind vermutlich Fehler passiert, die jetzt zu diesem Chaos führen.“ Andere Analysten befürchten aber, dass sich der Skandal noch ausweitet. Bei der Züricher Kantonalbank hieß es: „Noch immer kann nicht abgeschätzt werden, was der Einfluss auf Gewinn und Bilanz sein wird.“ DANIELA ENGLERT