Luftangriffe im Irak drastisch ausgeweitet

„Nicht erklärter Krieg“ in Flugverbotszonen erreicht neue Phase. Human Rights Watch fürchtet Reaktion Husseins

LONDON/BERLIN dpa/taz ■ Die USA und Großbritannien haben dem britischen Guardian zufolge ihre Luftangriffe in der irakischen Flugverbotszone „dramatisch ausgeweitet“. Ihre Ziele seien in erster Linie Raketensysteme, die im Falle eines Krieges zur Verteidigung des Iraks eingesetzt werden könnten, berichtete die Zeitung gestern. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London sagte dagegen, die Strategie habe sich nicht geändert: Die amerikanischen und britischen Piloten eröffneten nur dann das Feuer, wenn sie angegriffen würden. Dem Guardian zufolge geben Vertreter des Verteidigungsministeriums jedoch inoffiziell zu, dass die Angriffe massiv verstärkt worden seien. Auch Militärexperten bestätigen demnach, der „nicht erklärte Krieg“ sei intensiviert worden.

Sollte es zu einem Krieg kommen, befürchtet die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch eine unberechenbare Reaktion des Diktators Hussein. Kenneth Roth, der Direktor der US-Organisation, erklärte der taz, Hussein habe eine Viertelmillion Menschen auf dem Gewissen. Roth: „Wenn er zu der Ansicht kommt, dass er ohnehin gestürzt wird, dann habe ich große Angst, dass er versuchen könnte, so viele Leute mit in den Tod zu nehmen wie möglich.“ Angesichts des drohenden Krieges will das UN-Kinderhilfswerk seine humanitäre Hilfe für die Kinder im Land verstärken. Die Situation sei „zugespitzt“, sagte der Vorsitzende Reinhard Schlagintweit gestern in Berlin. Rund 240.000 Kinder seien so unterernährt, dass Spezialnahrung notwendig sei. WG

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