: Thomas Flierl: Friede dem Palast
Nach der Vermietung des Palastes der Republik an den Aussteller einer Terrakottaarmee müht sich der Kultursenator um eine Einigung. Auch der Verein „ZwischenPalastNutzung“ will nicht aufgeben
VON UWE RADA
Zwischenzeitlich drohte der Konflikt kriegerische Züge anzunehmen. „Armee blockiert Kulturprogramm“ überschrieb der Verein „ZwischenPalastNutzung“ seine Pressemitteilung, als ruchbar wurde, dass nicht die von ihr favorisierten Künstler und Veranstalter, sondern der Erfurter Aussteller „Terra Präsenta“ den Palast der Republik bespielen sollte.
Auch der Tagesspiegel sprach vom „Einmarsch der Chinesen“ und spielte damit auf die 120 Nachbildungen der Terrakottaarmee des ersten chinesischen Kaisers an, die Terra Präsenta im Palast ausstellen will. Sollte die Zwischennutzung des Palastes, die es ohne die monatelange Arbeit der Initiative gar nicht gegeben hätte, nun von den Kriegern aus Terrakotta bestritten werden – und damit auch von jenen Kräften, die diese in Stellung gebracht hatten?
Zu denen gehört auch die Oberfinanzdirektion (OFD). Just am letzten Mittwoch, an dem Kultursenator Thomas Flierl (PDS) alle Beteiligten an der Zwischennutzung des Palastes zu sich geladen hatte, ließ OFD-Sprecher Helmut John die Bombe platzen. Seine Behörde habe einen Vertrag mit Terra Präsenta unterschrieben, demzufolge die kaiserliche Grabarmee in der Palastruine gezeigt werden solle.
„Der Vertrag ist unterzeichnet worden, nachdem wir zu unserem Gesprächstermin eingeladen haben“, verriet Thomas Flierl seinen Ärger der taz. „Unter dem Schein einer Zwischennutzung sollte eine solche verhindert werden.“ Schließlich folge die Ausstellung von Terra präsenta „nicht der Logik der Auseinandersetzung mit diesem Ort“.
Seit dem Wochenende freilich bestimmen friedlichere Töne das Geschehen. „Es nutzt nichts, sich zu bekriegen, wir müssen eine Lösung finden“, sagte Flierl der taz. Als positiv bezeichnete es der Kultursenator, dass er nun den Auftrag habe, alle Nutzervorstellungen zu koordinieren. „Schon nächste Woche werden wir das mit der OFD besprechen“, kündigte Flierl an. „Wir müssen jetzt aufeinander zugehen.“
Gleiches hat auch Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau im Sinn. „Ausstellung und Kultur müssen sich überhaupt nicht widersprechen“, sagte die grüne Baustadträtin der taz, im Gegenteil: „Es wäre auch schön, wenn mit der Ausstellung mehr Zuschauer in den Palast kämen.“ Dorothee Dubrau war es auch gewesen, die den Erfurter Ausstellern den Palast empfohlen hatte. „Die haben zuerst ein großes Zelt auf dem Schlossplatz beantragt. Das wäre aber mit der Zwischennutzung nicht vereinbar gewesen.“
Nicht so schnell versöhnlich will sich allerdings der Verein „ZwischenPalastNutzung“ zeigen: „Zeit und Ort der Ausstellung im Foyer des Palastes sind vom Eigentümer so gewählt, dass es unsere Nutzung verunmöglicht“, sagte Vereinssprecher Stefan Rethfeld gestern. „Das ist nicht nur ein Affront gegen den Verein und den Kultursenator, sondern auch gegen Kulturstaatsministerin Weiß, die sich ebenfalls für eine kulturelle Nutzung ausgesprochen hat.“
Doch auch Rethfeld betonte, dass die Zwischennutzer an einer gemeinsamen Lösung interessiert seien. „Wir haben jedenfalls noch nicht aufgegeben.“