Der Mann mit den vielen Gesichtern

Wer Esperanto kann, kennt auch Jan Fethke. Für alle anderen hilft man mit einer Hommage der Erinnerung nach

„Filmemacher, Esperanto-Schriftsteller, Grenzgänger: Hommage an Jan Fethke“ von 7. bis 11. März im Polnischen Institut und Babylon. Info: www.polnischekultur.de

Gar nicht wenig, was dieser Jan Fethke hinterlassen hat: Einen ganzen Stapel an Drehbüchern für über 50 Filme. Selbst führte er Regie bei einem Dutzend Produktionen, in Frankreich, Polen und Deutschland. Jan Fethke, vor 100 Jahren geboren, 1980 in (West-)Berlin verstorben. Mit einer Hommage erinnert man nun im Polnischen Institut und Filmkunsthaus Babylon an ihn, den Filmemacher, den Grenzgänger und Schriftsteller. Schon ein Mann mit vielen Gesichtern, die vielleicht in der allgemeinen Öffentlichkeit noch ein wenig bekannter wären, wenn Fethke seine Bücher etwa nicht in Esperanto verfasst hätte. Dieser als weltumspannend gedachten Kunstsprache. Drei Romane veröffentlichte er original in Esperanto, und dass die dann anschließend in mehrere Sprachen übersetzt wurden, schildert doch sowohl den Stolz (als Beweis, dass Esperanto voll literarischer Ausdruckskraft sein kann) und eben auch die Schande aufrechter Esperantisten – denn eigentlich hätte die Sprache ja alle umständlichen Übersetzungen überflüssig machen sollen. Für weitere Verbreitung von Fethkes schriftstellerischer Arbeit sorgte dann Fritz Lang, der einen seiner Romane 1960 unter dem Titel „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“ verfilmte (9./10.3. im Babylon). Für Jan Fethke selbst bedeutete das die Rückkehr zur deutschen Filmindustrie, nachdem er sich bereits 1926 von Danzig aus in die damalige Filmmetropole Berlin aufmachte. Dort glückte ihm der Sprung ins Filmgeschäft auf Anhieb. Unter anderem arbeitete er mit am Drehbuch für Piel Jutzis Sozialdramaklassiker „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ von 1929, der dann gleich zum Auftakt der Hommage an Jan Fethke am Freitag im Polnischen Institut zu sehen ist. TM