: In einem fernen Land
Mit „Berlin is in Germany“ starten ORB und ZDF ihre ambitionierte Filmreihe „Ostwind“. Und die zwölf Filme sind alles andere als windige Low-Budget-Produktionen (So., 22.00 Uhr, ORB und ZDF)
von STEFFEN GRIMBERG
Der Osten verändert sich. Spät hat das auch das ZDF gemerkt: Einen Fünf-Punkte-Plan hat sich die Anstalt verordnet, die vor lauter schöner Aussicht vom Mainzer Lerchenberg in die weite, weite Pfalz die neuen Länder ein bisschen vergessen hatte und zur Strafe quotenmäßige teilweise hinter die örtlichen Dritten der ARD gerutscht war. Von den Privaten ganz zu schweigen.
Jetzt geht es allmählich wieder aufwärts mit dem Zweiten im Osten, mit bescheidenen 0,7 Prozent mehr an „Zuschauergunst“, wie sich der ZDF-Intendant und Pfälzer Markus Schächter neulich vor der Presse freute.
Dafür, dass umgekehrt auchder sich verändernde Osten in der Pfalz und anderswo in Westdeutschland Beachtung findet, sorgt das ZDF allerdings schon länger. Es ist natürlich wieder einmal das Kleine Fernsehspiel, das gleich eine ganze Programmwerkstatt für diesen „Ostwind“ aufgemacht und, auch das ein Novum, den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) mit in die Windmaschine geholt hat. „Andere Geschichten aus dem sich verändernden Osten“ will die am Sonntag startende Reihe erzählen, der „Fokus liegt dabei nicht auf dem großen politischen Geschehen, sondern auf dem ganz normalen Leben in seinen verschiedenen Facetten“, schreiben die beiden zuständigen Redakteurinnen Cooky Ziesche (ORB) und Annedore von Donop (ZDF). „Uns geht es um ein genaues Erfassen von Lebenswelten und psychologisch nachvollziehbar erzählte Figuren. Jeder Film ist eine persönliche Sicht auf einen Aspekt, zusammen werden die 12 Low-Budget-Filme der Reihe ein Bild des Wandels im Osten ergeben, das sonst in den Medien so nicht zu finden ist.“
Dass das beim Auftaktfilm „Berlin is in Germany“ gelungen ist, konnte man – wie überhaupt bei den ersten vier Filmen der Reihe – bereits im vergangenen Jahr im Kino bewundern. Der Plot klingt bekannt, ist aber älter als „Good Bye, Lenin“: Martin Schulz (wunderbar gespielt von Jörg Schüttauf) ist Mitte dreißig, in der DDR geboren, aufgewachsen und ins Gefängnis gekommen. Nun wird er entlassen: in ein anderes Deutschland, ein anderes Berlin. Als er Frau Manuela (Julia Jäger) besucht, entdeckt er, was er schon lange geahnt hat: Sein Sohn Rokko (Robin Becker) weiß nicht einmal, dass er sein leiblicher Vater ist – und Manuela hat einen neuen Lebenspartner aus dem Westen …
Nächster „Ostwind“ am Montag, 17. 3.: „Mit Ikea nach Moskau“