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Archiv-Artikel

US-Autoindustrie hofft auf neuen Präsidenten

Egal wer die Wahlen gewinnt: Der neue Mann im Weißen Haus muss sich schnell um GM und Chrysler kümmern

BERLIN taz ■ Egal wer bald im Weißen Haus regieren wird – der neue US-Präsident wird sich sehr schnell um die Zukunft der amerikanische Autoindustrie kümmern müssen. Sowohl John McCain also auch Barack Obama haben bereits Hilfen für die Hersteller angekündigt.

Denn die Probleme sind groß: Wegen des schnell sinkenden Absatzes will der größte US-Autokonzern GM die frühere Daimler-Tochter Chrysler von ihrem Besitzer Cerberus Capital Management kaufen. Die Opel-Mutter GM hat bereits versucht, einen Staatskredit über zehn Milliarden US-Dollar zu bekommen, um eine Fusion zu finanzieren. Am Freitag lehnte das US-Finanzministerium diese Option aber zunächst ab, berichtete die New York Times. Stattdessen versucht die Regierung, einen früher gebilligten 25-Milliarden-Dollar-Kredit für die Branche, der offiziell für die Weiterentwicklung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben genutzt werden soll, schneller auszahlen. Ebenfalls kündigte die Regierung, dass die Finanztöchter der Hersteller in das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für das Finanzsystem aufgenommen werden sollen.

Barack Obama will nun die Kreditsumme für die Branche verdoppeln und auch „jede Option auf dem Tisch“ lassen, sagte einer seiner Wirtschaftsberater. Sein Gegner John McCain blieb unbestimmt. Im Fernsehen sagte er nur: „Wir müssen diese Industrie am Leben erhalten,“ nannte aber keine weiteren Details. Inwiefern die Kandidaten eine Fusion von Chrysler und GM unterstützen, ist offen.

Der Druck, dies zu tun, wächst jedenfalls. In der vergangenen Woche schrieben Gouverneure aus sechs Bundesstaaten und eine Gruppe prominenter Geschäftsführer einen gemeinsamen Brief an das Weiße Haus, Notenbankchef Ben Bernanke und die Abgeordneten und drängten darin die Bundesregierung, die Autobranche zu fördern. Denn ein Zusammenbruch von GM oder Chrysler gefährde „die finanzielle Gesundheit anderer großer Industrien und Millionen amerikanische Bürger“. Die Branche beschäftigt 4,5 Millionen Mitarbeiter in den USA.

Allerdings: Eine Fusion von GM und Chrysler würde geschätzt bis zu 40.000 Stellen kosten. Und es ist offen, ob die Regierung angesichts ineffizienter Fabriken und ähnlicher Fahrzeugpalette das verhindern könnte. Analysten lästern, das Vorhaben gleiche „zwei Betrunkenen, die sich aneinandergelehnt aufrecht halten.“ BRETT NEELY