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Archiv-Artikel

Der Power Ranger

Wenn Haim Saban die Kirch-Sender übernimmt, profitiert das ganze deutsche Fernsehen. Sogar der Zuschauer

BERLIN taz ■ Was hat der Mann nicht schon alles gemacht: die Musik für die Zeichentrickserie „Inspector Gadget“ komponiert, sich in Japan für Robotercartoons begeistert und sie dann als „Power Rangers“ für den internationalen Fernsehmarkt adaptiert. Und jetzt eben die Kirch-Sender und nicht ganz unerhebliche Bestände an Film- und TV-Rechten.

Wenn es im Drama um das zusammengebrochene Kirch-Imperium nicht noch in letzter Minute eine weitere überraschende Wende gibt, wird der US-Milliardär Haim Saban in den nächsten Tagen nach München fliegen und den Vertrag für den Kauf der insolventen KirchMedia perfekt machen. Für die Sender und ihre ZuschauerInnen könnte sich diese Entwicklung als günstige Fügung erweisen: Während sich beim bisher angeblich präferierten Käufer, dem Hamburger Heinrich Bauer Verlag, bereits ein drastischer Sparkurs angekündigt hatte, bringt Saban sowohl Geld als auch Know-How mit. Schon seinVerhandlungsgeschick und sein Gefühl für Timing sind legendär. Als Nachzügler stieg er in die Verhandlungen um das Kirch-Erbe ein, als die mit Bauer schon als so gut wie abgeschlossen galten.

Widerstand gegen den gebürtigen Israeli, der so die eine Hälfte des deutschen Privatfernsehens beherrschen würde – die andere heißt RTL und gehört Bertelsmann –, wird es diesmal wohl nicht geben. Als im Frühjahr 2002 die Kirch-Pleite die Öffentlichkeit beschäftigte, war das anders: Ganz im Sinne der von Leo Kirch stets bemühten Argumentation machte sich damals auch die Bundespolitik für eine Lösung im Sinne der „Deutschland AG“ stark, die ausländische Investoren wie den damals interessierten US-Medienunternehmer Rupert Murdoch vom deutschen Markt fern halten sollte.

Nun bekommt Saban seine Fernsehfamilie (Sat.1, ProSieben Kabel 1, N24) zum Resterampen-Preis: Laut Insidern ist die jetzt zur Debatte stehende Summe von rund 2 Milliarden Euro ein Witz. Sollten die Werbemärkte demnächst wieder anziehen, dürfte ein solcher Deal sogar Sabans bisherigers Meisterstück in den Schatten stellen: 2001 verkaufte er für insgesamt 5,3 Milliarden Dollar den aus seinem Zeichentrickimperium entstandenen TV-Konzern Fox Family Worldwide an die Walt Disney Corporation. Dass mit einem Einstieg von Haim Saban bei Kirch endgültig doch noch die internationalen Fernsehmacher im bislang vom deutschen Jägerzaun umgebenen einheimischen TV-Markt ankämen, zeigt ein Blick auf Sabans Partner bei Fox – den Milliardensegen teilte sich der Power Ranger – mit Rupert Murdoch.