Begriffe nicht vermischen

betr.: „Linke hat ein Antizionismus-Problem“, taz vom 31. 10. 08

Nicht Teile der Linken haben ein „nicht aufgearbeitetes Antizionismus-Problem“ wie Lars Rensmann behauptet, sondern diejenigen, die versuchen, die Begriffe so zu vermischen, dass aus Antizionisten automatisch Antisemiten werden. Man kann es sich nicht einfach damit bequem machen, diese beiden Haltungen gleichzusetzen, um so das tatsächliche Problem loszuwerden, nämlich anerkennen zu müssen, dass auch Israel, wie viele andere Staaten auch, ein auf Gewalt und Vertreibung gegründeter Staat ist. Der wichtigste, theoretische Überbau, der die Entrechtung und Diskriminierung der palästinensischen Bevölkerung auch heute, 60 Jahre nach Staatsgründung Israels, noch immer „erlaubt“, ist der politische Zionismus.

Die israelische Organisation Zochrot (Erinnerung) lädt israelische Staatsbürger zum Besuch von Stätten bei der Staatsgründung zerstörter arabischer Dörfer (über 500) ein, um damit ein Bewusstsein für das Unrecht, das der einheimischen, arabischen Bevölkerung zugefügt wurde, zu schaffen und so einen Beitrag zu einer gerechten Lösung zu leisten. Ohne die Anerkennung dieses Unrechts auch auf internationaler Ebene und damit auch hierzulande, wird es jedoch keine Lösung des Israel-Palästina-Konfliktes geben, auch wenn manche versuchen, lieber die Semantik zu verdrehen, und man sich verpflichtet fühlen soll, sich zum Zionismus zu bekennen – bei automatischer Reinwaschung von jeglichem Antisemitismusverdacht – womit das „Antizionismus-Problem“ dann wohl „aufgearbeitet“ wäre.

MANUELA KUNKEL, Stuttgart