Hamburg Heute : Verunsicherte Welt
John le Carré stellt seinen neuen, in Hamburg spielenden Roman „Marionetten“ vor
Die Welt hat den 11. September gerade hinter sich und wir befinden uns in Hamburg, der Stadt, in der einige der Attentäter vor den Anschlägen gelebt haben. In dieses Hamburg reist ein junger Moslem illegal ein und bittet eine türkische Familie in Altona um Hilfe. Der junge Mann ist auf der Flucht, er hat viel Geld und ist gefoltert worden. Die verängstigte Familie tut sich schwer einzuschätzen, mit wem sie es zu tun hat: Ihr Gast ist ein Mann ohne Eigenschaften, er könnte wahnsinnig sein, oder auch nicht, könnte etwas im Schilde führen, oder auch nicht. Die Situation ist undurchschaubar. Und schon deswegen bedrohlich.
Das ist die Ausgangslage von John le Carrés neuem Roman „Marionetten“, der sich mit den gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen nach dem 11. September beschäftigt. Das Bild der Marionette zielt auf komplexe Verstrickungen, auf Machenschaften, die sich nicht mehr so einfach erklären lassen.
Le Carré hat Anspielungen auf die Terroristen in Harburg eingebaut und verweist auf den grundlos in Guantánamo inhaftierten Murat Kurnaz. Den Schauplatz seines Romans kennt er aus den 60er Jahren: Damals lebte Le Carré zeitweise unter der Tarnkappe des konsularischen Dienstes in Hamburg – und arbeitete selbst als britischer Agent. KLI
20.30 Uhr, Schauspielhaus. Gesprächspartner ist Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit