Paulizei
: Dem Druck gebeugt

Polizeipressestelle, übernehmen Sie: Die Erklärung des FC. St. Pauli zu den Auseinandersetzungen vergangener Woche liest sich, als säßen die Ghostwriter des Clubs in der Innenbehörde. Da werden friedliche von bösen Fans getrennt, die Eskalationsstrategie der Polizei aber mit keinem Wort gewürdigt.

Kommentar von MARCO CARINI

Aus jeder Zeile lässt sich ablesen: Hier haben die Vereinsverantwortlichen sich dem Druck von oben gebeugt. Dass Innenbehörde und Polizei den Club schon seit längerem massiv bedrängen, weil Ihnen die Bambule-Demos nach den Heimspielen ein Dorn im Auge sind, ist ein offenes Geheimnis. Nun höhlt der stete Tropfen das Millerntor.

Da wird der Wurf von Plastikbechern im Eifer des Gefechts und die Nichtakzeptanz von damit begründeten Stadionverweisen zur Untat, während die strafrechtlich relevanten Polizeiübergriffe – auch auf St. Pauli-Fans – nach Spielende unerwähnt bleiben. Da hat derjenige, der vor dem Stadion für die Demo wirbt, Schuld an allen Ausschreitungen – auch denen der Polizei – weil ja möglicherweise alkoholisierte Fans der Aufforderung folgen. Verquerer geht es kaum.

Beim Versuch, dem Würgegriff der Politik zu entrinnen und Sponsoren durch „Bambule-Schlagzeilen“ nicht zu verprellen, übt der Club den Kniefall und fällt dabei Teilen seiner Fans in den Rücken. Mit notwendiger Diplomatie hat das wenig zu tun. Aber viel mit Opportunismus.