Impfungen für Kinder

Eine Impfung schützt vor Krankheiten. Sie ist dann sinnvoll, wenn es anderenfalls bei einer Ansteckung zu dauerhaften Folgeschäden kommen kann, wie beispielsweise bei Kinderlähmung

Ab dem zweiten Monat wird gegen Masern, Mumpsund Röteln geimpft

Die ständige Impfkommission (Stiko) am Berliner Robert-Koch-Institut hat Vorschläge herausgegeben, an den sich in Deutschland die freiwilligen Standardimpfungen für Kinder orientieren. Geimpft wird beginnend im dritten Lebensmonat gegen Diphtherie, Tetanus, Haemophilus influenzae, Typ b, Kinderlähmung, Hepatitis B und Pertussis. Wiederholungsimpfung sind bis zu viermal nötig.

Ab dem zwölften Monat wird gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft, was im Alter von fünf Jahren aufgefrischt wird. Erwachsene sollten ihre Tetanus, Diphtherie und Polioimpfung alle zehn Jahre auffrischen lassen. Hepatitis B alle fünf Jahre.

Noch im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts zählte Diphtherie zu den gefährlichsten Kinderkrankheiten mit hoher Sterblichkeitsrate. Diphtherie wird durch Tröpfcheninfektion mit Bakterien übertragen. Diese Erreger schütten im Körper Giftstoffe aus. Fieber, Schwächegefühl und dicke, grau-weiße Beläge auf den Mandeln sind die Folgen. Die Beläge breiten sich über den Rachen aus und ein süßlicher Geruch entsteht. Für Säuglinge gefährlich ist vor allem die Nasendiphtherie, bei der die Kinder am Schleim ersticken können. Herz- und Nierenversagen sowie Nervenlähmungen sind weitere Todesursachen. Rechtzeitig erkannt kann es mit Gegengiften und Antibiotika behandelt werden.

Pertussis, besser bekannt als Keuchhusten, wird nur durch Anhusten übertragen. Säuglinge und ungeimpfte Kleinkinder sind besonders gefährdet. Anders als bei vielen anderen Krankheiten besteht für Säuglinge kein angeborener Antikörperschutz. Etwa zwei Woche nach der Ansteckung treten Fieber, Halsschmerzen und leichter Husten auf. Erst nach ein bis zwei Wochen kommt es zu den typischen Stakkato-Hustenattacken. Danach atmet das Kind mit einem ziehenden Geräusch ein. Oft würgt es am Ende zähen Schleim hervor oder erbricht. Die Anfälle können bis zu 30-mal täglich auftreten, in der Nacht sind sie häufiger. Bei Säuglingen kann Atemstillstand und Sauerstoffmangel zum Tod führen.

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine seltene, aber sehr gefährliche Bakterieninfektion. Der Erreger wird nicht vom Menschen übertragen, sondern befindet sich vor allem im Boden und gelangt meist durch kleine, verschmutzte Wunden in den Körper. Dort setzt der Erreger dann ein Nervengift frei, das zu lebensbedrohlichen Krämpfen führt. Etwa die Hälfte der Infizierten stirbt an der Erkrankung. Kinder und Erwachsene sollten ihre Tetanus-Schutzimpfung alle zehn Jahre auffrischen.

Das Hib-Bakterium (Haemophilus influenza Typ b) kann zu unterschiedlichen, lebensbedrohlichen Erkrankungen führen, wie Hirnhautentzündung, die schwere Gehirnschäden zur Folge haben kann. Eine weitere durch den Hib-Erreger ausgelöste lebensgefährliche Erkrankung ist die Kehldeckelentzündung, an der das Kind ersticken kann.

Hepatitis B (HB) ist wie die Hepatitis A eine Leberentzündung, verursacht durch eine Virusansteckung. Sie wird hauptsächlich durch Blut oder Sperma übertragen. Bei Kindern erfolgt die Ansteckung häufig bei der Geburt. In seltenen Fällen kann eine Infektion auch über die Plazenta erfolgen. Meist heilt die Entzündung von selbst aus, doch in zehn Prozent der Fälle kann die Leberentzündung in ein chronisches Stadium übergehen, mit Leberkrebs als der schlimmsten Folge. Obwohl Hepatitis B weniger infektiös ist als Hepatitis A, wird inzwischen generell dagegen geimpft: Seit 1996 empfiehlt die Stiko ab dem dritten Lebensmonat die Impfung. Die Gründe dafür liegen in der Verbreitung der Krankheit im Jugend- und Erwachsenenalter und die lebenslange Ansteckungsgefahr anderer durch Infizierte.

Die Kinderlähmung (Poliomyelitis, IPV) ist eine Virusinfektion, die das Zentralnervensystem befällt. Die Krankheit tritt vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Sie kann durch Tröpfcheninfektion, aber auch durch infizierte Nahrung oder Wasser übertragen werden. Ein bis vier Wochen nach der Ansteckung hat sich das Virus im Körper vermehrt. Kopf-, Hals-, und Gliederschmerzen zusammen mit Durchfall und Erbrechen sind die Symptome. In über 90 Prozent der Fälle ist die Krankheit damit überwunden und der Körper gegen eine neue Infektion gefeit. Wenn aber nach einigen Tagen das Fieber erneut ansteigt, Kopfschmerzen und ein steifer Nacken auftreten, hat das Polio-Virus Rückenmark, Gehirn und Hirnhäute befallen. Es kommt zu ausgedehnten Lähmungen – auch Atemlähmungen. Eine Auffrischung ist alle zehn Jahre fällig.

Masern sind anders als Windpocken keine ungefährliche Kinderkrankheit. Sie können eine Hirnentzündung auslösen, die später zu massiven Verhaltensstörungen führen kann. Am dritten oder vierte Tag der Ansteckung zeigt sich der typische Masernausschlag, zunächst hellrot hinter den Ohren und im Gesicht, nach einem Fieberschub überzieht der Ausschlag den ganzen Körper. Lungen- oder Mittelohrentzündungen sind weitere Folgen einer Maserninfektion.

Wie auch Masern wird Mumps durch einen Virus ausgelöst, der durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Besonders anfällig dafür sind die Ohrspeicheldrüsen. Daraus resultieren die für die Krankheit typischen abstehenden Ohrläppchen und dicken Wangen. Das Mumpsvirus ist nicht so ansteckend wie das Masernvirus, meist ist ein sehr enger Kontakt nötig. Am häufigsten tritt Mumps zwischen dem 5. und dem 15. Lebensjahr auf. Ist die Krankheit durchgestanden, besteht eine lebenslange Immunität. Jedoch kommt es bei der Hälfte der infizierten Kinder zu Komplikationen wie Hirnhautentzündung oder einem Innenohrschaden. Bei einem Jungen kann Mumps zur Unfruchtbarkeit führen, erkrankt er in oder nach der Pubertät. Die Impfung schützt ein Leben lang.

Röteln sind sicher die harmloseste Kinderkrankheit. Diese Virusinfektion äußert sich über eine leichte Erkältung im Verbund mit einem hellroten, fleckigen Ausschlag, der hinter den Ohren beginnt und sich dann auf den ganzen Körper ausbreitet. Zudem sind die Lymphknoten im Nacken geschwollen. Gefährlich ist eine Rötelninfektion nur, wenn eine schwangere Frau sie auf ihr Ungeborenes überträgt. Bei ihm kann es zu schweren Schäden an den Organen kommen, vor allem an Augen, Ohren und Herz. MARIA LESHER