Mehr Meer. Mehr Zuhörer?

„mare“: Ein Erfolgszeitschrift und ihre multimediale Vermarktung. Ab kommenden Sonntag auch im Nordwestradio

Der Norddeutsche wohnt am Meer. Das ist überall zu riechen und am Wetter zu erleben. Das interessiert viele. Das Nordwestradio (NWR), der Kulturkooperationssender von NDR und Radio Bremen (RB), produziert mit 0,4 Prozent Marktanteil im Nirgendwo der Hörergunst. Das ist vielerorts zu lesen. Das interessiert wenige. Was liegt da näher, als maritime Themen verstärkt auf die Hörfunkwellen zu bringen und so wieder bei den Radio-Fans anzudocken.

Fehlt nur das richtige Label. „Wir haben kein Geld, um eines zu kaufen“, sagt Norbert Lorenz, Programmleiter beim NWR. So sei die „Verehelichung“ mit mare eine aus der Not geborene Idee und der Freundschaft zu den Zeitschriftmachern geschuldet. Mit ihrer Fürsprache darf NWR jetzt „Mare Radio“ anbieten. Keiner hat irgendetwas dazugezahlt. Keiner darf dem anderen reinreden. Ideale Startbedingungen?

Die Sendung wirbt für die Zeitschrift und profitiert von der Bekanntheit des Labels. Ein Imagetransfer, der für den Sender durchaus sinnvoll erscheint. Erzählt mare doch eine Erfolgsgeschichte. Seit der Einführung 1997 konnte die Auflage von 7.000 auf 37.000 gesteigert werden. Das daraus 2001 hervorgegangene „mareTV“ beim NDR hat durchschnittlich 700.000 Zuschauer und einen Marktanteil von zwölf Prozent. Im Jahr 2002 kam für die wunderbaren Synergieeffekte ein Buchverlag hinzu, der mit Startauflagen von 10.000 Exemplaren seiner Produkte nicht nur die kriselnde Verlagsbranche beeindruckt.

Aber wie soll das optisch orientierte mare-Konzept ins Akustische übertragen werden? Wie kommt das Meer ins Radio, wie wird das Maritime hörbar? Dazu habe man eine „innovative Form“ entwickelt, erläutert RB-Programmdirektor Dirk Hansen.

Das hört sich dann zum Beispiel so an: Wasserrauschen wird unter die Moderation gemischt. Wem das nicht „innovativ“ erscheint, der leihe der ersten Sendung sein Ohr. Oberbegriff: „Inseln“. Aus dem Meeresrauschen erhebt sich ein „Feature“ über den „Untergang von Tuvalu“ und das Gespräch mit einem Inselverkäufer. In unglaublichen sechs Minuten wird „eine Zeitreise durch die Inselmythen im internationalen Film“ absolviert, dann ein Inselgedicht von Yeats zitiert. Getrieben von solch schierer Innovationslust, wagt man sich auch an Genres wie Buchtipp und Rezept des Monats (Thousand-Island(!)-Sauce). Die Musik klingt vielfach wie die Fortsetzung des Meeresrauschens mit anderen Mitteln. „Mare Radio“ – also nur ein herkömmlich thematisch orientiertes Magazinformat. fis

Läuft jeden 1. Sonntag im Monat um 11.05 Uhr und wird am Montag darauf um 20.05 Uhr wiederholt