: Das Ticket ist tot, es lebe das Ticket
Das Sozialticket kommt wieder, allerdings erst im nächsten Jahr. Bis dahin können sich Betroffene die Differenz zur Monatskarte vom Sozialamt erstatten lassen. Statt zu sparen, macht das Land Verlust
VON TORBEN TRUPKE
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für Berlins sozial Schwache. Die gute: Das Sozialticket kommt wieder. Die schlechte: Leider erst in einem Jahr. Die Verantwortung für den langen Vorlauf bis zur Ticket-Reanimation schob Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) auf die Verkehrsbetriebe ab: Aus technischen und organisatorischen Gründen sei es dort nicht möglich, das Ticket schon im April wieder auf den Markt zu bringen.
Die Zeit bis 1. Januar 2005 soll jetzt eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe nutzen, um sich ein Konzept für das neue Ticket auszudenken. Sie wird nicht nur über die Zahl möglicher Kandidaten für die verbilligte Fahrkarte beraten, auch der Preis wird hier festgelegt. Knake-Werner schweben maximal 39 Euro vor – wie teuer das Ganze letztlich wird, ist aber noch völlig unklar.
Doch dass das Land mächtig draufzahlt, steht schon jetzt fest. Bis es nämlich so weit ist, hat jeder Sozialhilfeempfänger das Recht, sich den Differenzbetrag zwischen altem Sozialticket (20,40 Euro) und neuer Monatskarte (58,50 Euro) erstatten zu lassen. Nimmt auch nur ein Bruchteil der rund 260.000 Berechtigten diese Möglichkeit in Anspruch, wird das teuer (siehe Kommentar). Und zwar wesentlich teurer als die 17 Millionen Euro, die die Sozialverwaltung der BVG bisher jährlich mehr überwiesen hat. Warum sie diesen Betrag nicht einfach ein weiteres Jahr überweist, ist unklar.
Den Kompromissvorschlag von 39 Euro hält die Sozialverwaltung für gerade noch sozialverträglich, andererseits für so hoch, dass der Senat nicht extra subventionieren muss. „Der Senat hatte von der BVG ein Ticket zu diesem Preis verlangt, aber die Verkehrsbetriebe sind darauf nicht eingegangen“, berichtet Christoph Lang, Sprecher der Sozialsenatorin.
Das war einmal. Jetzt werkeln die Berliner Verkehrsbetriebe, der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Vertreter von Wirtschafts- und Sozialverwaltung am neuen Ticket. Ein neues Konzept für das Sozialticket sei auch dringend nötig, kommentiert Sozialsenatorin Knake-Werner ihren Erfolg: „Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe wird die Zahl der Bedürftigen ab Januar 2005 deutlich steigen.“
Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) hingegen überrascht mit einer ganz neuen Sichtweise des Themas. „Sozialhilfeempfänger sind eine potenzielle Kundengruppe für den öffentlichen Nahverkehr“, philosophiert der Senator in einer Presseerklärung. Das lässt hoffen.