Die Lehrer müssen Master sein

Bei der Lehramtsausbildung wird ab Oktober das Staatsexamen durch die Abschlüsse Bachelor und Master ersetzt. „Unsinnig“, sagen Erziehungswissenschaftler. Die GEW will lieber das Referendariat in eine Einstiegsphase verwandeln

Ab Oktober geht es rascher. Dann greift die im Dezember beschlossene Reform der Lehrerausbildung. Künftige Lehrer legen nach drei Jahren einen Bachelor ab und ein oder zwei Jahre später den Master. Die erste Staatsexamensprüfung entfällt, stattdessen gilt der Mastertitel. Das Referendariat dauert nur noch ein Jahr, lediglich die Studienräte müssen wie bisher 24 Monate ableisten. „Die Lehrer können ihre Ausbildung schneller beenden“, rühmt Felicitas Tesch, bildungspolitische Sprecherin der SPD, die Änderungen.

An den drei Universitäten, HU, TU und FU, werden die Lehramtsstudiengänge jetzt entsprechend umgestellt. Obwohl die Bachelor-/Masterausbildung als Modellversuch angelegt und nicht zwingend ist, rüsten die Hochschulen konsequent um. Gerd Hoff, Dekan der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der FU, ist skeptisch. „Die Staffelung in Bachelor und Master ist unsinnig.“ Einerseits lauteten die Kriterien für Masterstudiengänge, dass nur Studenten mit überdurchschnittlichen Leistungen zugelassen seien. Das entspreche in der Praxis rund einem Drittel der Studierenden. Andererseits sei für Lehramtsanwärter ein Mastertitel zwingend.

Der Bachelorabschluss reicht für eine Lehrbefähigung nicht aus. Diese Absolventen sollen laut Gesetzestext Aufgaben „innerhalb und außerhalb der Schule erfüllen“. Sie könnten etwa in den neu einzurichtenden Ganztagsschulen die Hausaufgaben betreuen, schlägt Tesch vor. Eine Art HortnerInnen also, wie die ehemaligen Nachmittagsbetreuer in der DDR hießen. Der Begriff „Assistenzlehrer“, der noch im Entwurf stand und Diskussionen um „Hilfslehrer“ auslöste, findet sich nicht mehr.

Darüber ist GEW-Bildungsexperte Matthias Jaehne froh. Weniger erbaut ist er über die Veränderungen beim Referendariat. „Da wurde lediglich die Zeit gekürzt, inhaltlich ist nichts passiert.“ Die Referendare befinden sich Jaehne zufolge in einer unangenehmen Situation. Sie müssten der mehrfachen Beurteilung von Schulleitung, Seminargruppenleitern und Betreuungslehrern standhalten. Oft sitze während ihrer 12 wöchentlichen Unterrichtsstunden noch die Fachlehrerin im Raum und beobachte den Unterricht. Das schwäche die Situation der Referendare gegenüber den Schülern, urteilt Jaehne. Die betreuenden Lehrer müssten diese Aufgabe neben ihren Pflichtstunden wahrnehmen, was teilweise dazu führe, dass Referendare allein gelassen würden.

Die GEW schlägt vor, das Referendariat ganz abzuschaffen und durch eine zwei- bis dreijährige „Einstiegsphase“ mit begleitender Betreuung zu ersetzen. Das neue Schulgesetz regelt, dass die Schulen Mitspracherecht bei der Auswahl ihrer Lehrer erhalten.

ANNA LEHMANN