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Archiv-Artikel

Mettmann träumt von Hollywood

Hape Kerkeling macht eine rheinische Kleinstadt unsterblich. Dort wurde sein neuestes Spass-Werk „Samba in Mettmann“ gedreht. Im Neandertal warten jetzt alle auf Firmengründungen, Bevölkerungszuwachs und Touristen

Viele träumen von einer Karriere beim Film, nur wenige jedoch schaffen den Sprung auf die große Leinwand. Bodo Nowodworski, Bürgermeister der rheinischen Kreisstadt Mettmann, freut sich über die erste Hauptrolle seiner Stadt, die seit Donnerstag neben Hape Kerkeling in „Samba in Mettmann“ im Kino zu sehen ist.“ Der Name ist einfach perfekt“, begründete Hape Kerkeling die Entscheidung. „Samba in Karlsruhe“ hätte längst nicht so gut geklungen.

Am Montag durfte Nowodworski gemeinsam mit Dolly Buster und Jean Pütz bei der Deutschland-Premiere in Essen über den roten Teppich flanieren. Am Mittwoch empfing er das Filmteam zur Publikumspremiere in Mettmann, wo Kerkeling und Kollegen sich vorher ins Goldene Buch der Stadt eintrugen. Seit Donnerstag herrscht wieder Alltag in der „Neanderthal-Stadt“, die in diesem Jahr 1100 wird. Welche Folgen der Film für die Stadt haben wird, ist noch nicht absehbar, die Bürger hoffen jedoch auf einen Schub für ihre Stadt: Bevölkerungszuwachs, Firmenansiedlungen und viele Touristen, die nicht nur das Neandertal, sondern jetzt auch die Stadt besuchen. „Ich habe keine Erwartungen an den Film, aber den Wunsch, dass er das Wir-Gefühl in unserer Stadt stärkt“, Bürgermeister Nowodworski gibt sich auf der Premierenparty bescheiden. Die Bürger würden jetzt sagen, schaut mal, wir waren im Fernsehen, die Oberstadt und wir.

Der 59-Jährige leitet eine zweigeteilte Stadt. In der Oberstadt mit ihren bergischen Schiefer- und Fachwerkhäusern wurde „Samba in Mettmann“ im vergangenen August größtenteils gedreht. Doch viele der rund 39. 000 Mettmanner haben für diese idyllische Ansichten gar keinen Blick, weil ihr Lebensmittelpunkt an ihrem Arbeitsplatz in Düsseldorf, Wuppertal, Köln oder dem Ruhrgebiet liegt. Für sie ist der Wohnort vor allem Schlafstadt. „Es gibt Metzkausener, die waren noch nie in der Mettmanner Innenstadt“, weiß Peter Ratajczak, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Mettmann Impulse“ aus leidvoller Erfahrung. Der 1806 abgetrennte Ortsteil gehöre seit der Gebietsreform 1975 zwar formal wieder zum Mettmanner Stadtgebiet, doch ist man von hier aus fast schneller in der größeren und damit für Einkäufe attraktiveren Nachbarstadt Ratingen als in der Mettmanner Innenstadt. Momentan ist Ratajczak euphorisch: „Das ist wie ein Sechser im Lotto“. Der Film laufe von Flensburg bis Rosenheim, würde vorgestellt bei Wetten, dass und Maischberger – so viel Geld könne die Stadt gar nicht ausgeben, um diesen super Werbenutzen zu bekommen. DAVID DENK