: Botanika: Was blüht denn da?
Das „grüne Erlebniszentrum“ im Rhododendronpark wird seit seiner Gründung misstrauisch beäugt. Aktuell gibt es Streit um die Azaleen-Sammlung. Diese Stadtteil-Posse wirft allerdings die Frage auf, wer im Park eigentlich das Sagen hat
Bremen taz ■ Eine Pflanze bestätigt zurzeit den Verdacht, dass der Rhododendronpark ein ganz eigenes bremisches Gewächs ist. Ein Beispiel: Zum einen kümmert sich eine eigene Abteilung beim städtischen Eigenbetrieb Stadtgrün um den Unterhalt des Parks. Seit 2001 gibt es parallel dazu die Rhododendronpark GmbH (Rhopark), eine 100-prozentige Tochter Bremens, die vorrangig das „grüne Erlebniszentrum“ Botanika betreibt – aber auch bereits Stadtgrün-Aufgaben im Park übernommen hat. So habe der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr der Rhopark den Auftrag gegeben, den neueren Teil des Parks – das Erweiterungsgelände – zu versorgen, bestätigt Geschäftsführer Gunnar Sprengel. „Das kann in Zukunft mehr werden.“
In der öffentlichen Beiratssitzung am Donnerstagabend musste sich Sprengel von erbosten Horner Bürgern anhören, dass er sich außerdem Pflanzen aus einem Park-Gewächshaus unter den Nagel reißt, um seine Botanika attraktiver zu machen, weil es der finanziell schlecht gehe. „Stimmt nicht“, sagt Sprengel und verweist darauf, dass die Botanika noch keine Hauptsaison erlebt habe. Konkret geht es um die bundesweit einmalige Sammlung von 400 verschiedenen Azaleen-Sorten, die der Stadt Bremen von der Azerca – einem Zusammenschluss von Gartenbaubetrieben – überlassen wurden und die im Azaleen-Museum im Rhododendronpark ausgestellt werden. Geöffnet ist das eintrittsfreie Museum ausschließlich in der Hauptblütezeit von Ende März bis Anfang Mai, die Kosten für den Unterhalt der Gewächshäuser übernimmt die Stadt. Auch in diesem Jahr werde das Museum wieder geöffnet: „Das verspreche ich Ihnen“, sagte gestern der zweite Geschäftsführer der Rhopark, Michael Werbeck, gleichzeitig Abteilungsleiter beim Senator für Bau und Umwelt.
Allerdings sind tatsächlich nicht mehr alle Pflanzen im Museum zu finden. „Die 160 größten und schönsten wurden in den Japan-Garten des Botanika gepflanzt“, sagt Julia Westhoff, Abteilungsleiterin bei Stadtgrün und ursprünglich hauptverantwortlich für den Park. Zusätzlich würden etwa 90 Pflanzen in ihrer Blütezeit ins Botanika wandern. Da Azaleen aber nur kurze Zeit in voller Blüte stehen, sei bei diesen die Blütezeit künstlich verlängert worden, so Westhoff. „Wenn die verblüht sind, kommen die wieder zurück.“
Einige Horner sehen absolut nicht ein, dass sie nun neun Euro Eintritt für die Botanika zahlen müssen, um „ihre“ Azaleen zu betrachten. „Die werden genutzt, um die Botanika aufzupeppen“, wütete etwa Dieter Gerdes vom Bürgerverein. Er befürchtet, dass das Museum über kurz oder lang ganz geschlossen wird. Sagen tut das der Behördenvertreter Werbeck zwar nicht, aber er lässt keinen Zweifel daran, dass er die Betriebskosten für das Museum gerne sparen würde.
Gespart werden soll im Park noch an anderer Stelle: Auf lange Sicht sei geplant, die 20 Personen starke Stadtgrün-Abteilung aufzulösen und die Aufgaben ganz der privatwirtschaftlichen Rhopark zu übertragen, so Rhopark-Geschäftsführer Sprengel. Bereits jetzt würden die drei bei Rhopark beschäftigten Gärtner nicht nur in der Botanika, sondern auch im Park arbeiten. Was die genauen Zuständigkeiten, den Verbleib der MitarbeiterInnen und die Leitung des Parks angehe – das solle in den Verträgen mit der Behörde festgehalten sein, die Insidern zufolge seit Gründung der Rhopark „überarbeitet“ werden. Wo Azaleen blühen sollen – das wird darin allerdings nicht stehen. Eiken Bruhn