: Fliegendes Fußwerk
Der erste deutsche Gummistiefelweitwurfverein hat sich in Berlin gegründet und strebt großen Zielen entgegen
BERLIN taz ■ Wer sich morgen nach Kleinmachnow nahe Berlin wagt, der sollte auf eine ganz besondere Art von Flugobjekten achten: Gummistiefel. Endlich boomt nämlich auch in Deutschland die Trendsportart des Gummistiefelweitwurfs. Auf dem Gelände des „Affenclubs“ in Kleinmachnow findet nun das erste Training des neu gegründeten Vereins „Gib Gummi 03“ statt.
Die Regeln sind simpel: Ziel ist es, einen Gummistiefel weiter zu werfen als die Gegner. Anlauf darf man beliebig viel nehmen, es muss aber aus einer gekennzeichneten Zone geworfen werden. Der hiesige Aufschwung dieser Leibesertüchtigung ist den Moderatoren Michael „MC“ Lücke, Oliver Welke und Lou Richter vom Babelsberger Sender Radio Fritz zu verdanken, die im Dezember den Grundstein zum ersten Verein dieser Art legten. Auf die Idee brachte sie ein Hörer ihrer „Blue Moon“-Sportsendung. Dieser hatte den schmissigen Sport bei einem Finnlandurlaub kennen gelernt, und es gelang ihm, die drei Moderatoren davon zu überzeugen, dass die Disziplin tatsächlich existiert.
So nahmen die Dinge ihren Lauf. Am ersten Sonntag des Januars fand die „Gummistiefelweitwurfsendung“ zwecks Vereinsgründung statt. Präsident wurde nach kurzer Diskussion Jorma Klünder, besagter Radiohörer mit den folgenschweren Finnlandferien und einziges Vereinsmitglied mit Weltcuperfahrung. Es wurde ein Vereinskonzept präsentiert und die Verteilung der Positionen vorgenommen. Welke (zusätzlich noch Medienbeauftragter), Richter und Lücke bildeten den Vorstand.
Jeder Hörer, der sich zu Wort meldete, durfte das von ihm vorgeschlagene Amt für sich beanspruchen. So hat der Verein etwa sechzig eingetragene Mitglieder und schon einen Schriftführer, Alterspräsidenten, Koch, Webdesigner … Die Gründungssitzung fand in einer kleinen Kneipe in Berlin-Schöneberg statt. Die Anhängerschaft beläuft sich inzwischen schon auf gut hundertfünfzig Personen. Die Veranstaltung in Kleinmachnow gilt als Sichtungstraining, Interessenten sind herzlich eingeladen. Die Vereinsmeisterschaft wird dann im Februar ausgetragen.
National gibt es durchaus Konkurrenz, vor allem aus dem hohen Norden Deutschlands. Dort wird der Gummistiefel schon länger geworfen, allerdings nicht so organisiert wie bei Gib Gummi 03. Der eigentliche Ursprung der Sportart liegt in Skandinavien. Finnland stellt den Weltmeister und auch den Weltrekordler: 64 Meter. Deutschland ist nach Ländern wie etwa Belgien, Frankreich oder Schweden der neunte Landesverband. Das Gerücht der Berliner Vereinsgründung hat sich schnell herumgesprochen. Dem Präsidenten Jorma Klünder liegt bereits eine offizielle Einladung zur Weltmeisterschaft vor, die im Sommer in Estland stattfindet. TOM THAL