: „Irakische Freiheit“ voran
Truppen rücken an der Grenze zum Irak vor. Saudi-Araben schlägt Exil für die Präsidentenfamilie vor. Die irakische Opposition erörtert in Ankara die Situation nach einem Sturz Saddam Husseins
KUWAIT/WASHINGTON/ANKARA rtr/dpa/afp ■ Der bevorstehende Angriff der USA auf den Irak hat einen Namen: „Irakische Freiheit“. Im Vorfeld dieser Operation rückten gestern US-Streitkräfte in die entmilitarisierte Zone an der irakisch-kuwaitischen Grenze vor. Dies berichteten kuwaitische Sicherheitskreise. „Soldaten sind heute Morgen gegen 11 Uhr in die entmilitarisierte Zone marschiert“, hieß es in den Kreisen. Weitere US-Konvois seien auf dem Weg nach Umm Kasr.
Ein US-Militärsprecher bestätigte einen Vorstoß der US-geführten Truppen nicht. Ein Sprecher der britischen Streitkräfte sagte lediglich, Soldaten hätten „vordere Kampfpositionen“ eingenommen. Der Vormarsch wurde gestern von einem heftigen Sandsturm behindert.
Nach Angaben von Pentagon-Sprecher Bryan Whitman geht aus Geheimdienstberichten hervor, dass Saddam Hussein seine Militärkommandeure autorisiert habe, chemische Waffen auf eigene Initiative einzusetzen. Weitere Befehle der irakischen Führung seien dazu nicht notwendig. Demgegenüber rechnet UN-Chefinspektor Hans Blix nicht mit einem Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Dies würde die öffentliche Meinung weltweit gegen Irak aufbringen, sagte Blix am Dienstagabend in New York. Blix fügte hinzu, seine Inspektoren hätten keine Hinweise auf C- oder B-Waffen gefunden. Der Irak sei jedoch in der Lage, Sprengköpfe für solche Waffen herzustellen.
Wenige Stunden vor Ablauf des US-Ultimatums an Saddam Hussein schlug die Regierung Saudi-Arabiens nach Angaben aus Diplomatenkreisen erstmals vor, die irakische Präsidentenfamilie solle ins Exil gehen. Saudi-Arabien selbst wolle Hussein aber nicht aufnehmen. Ägyptens Präsident Husni Mubarak wies die Exilforderung der USA scharf zurück. Die Regierung eines Staates sei dessen interne Angelegenheit, sagte Mubarak in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Auch das irakische Parlament lehnte in einer Krisensitzung das US-Ultimatum ab.
Vertreter irakischer Oppositionsgruppen erörterten gestern mit türkischen und US-Diplomaten die Lage in Irak nach einem Sturz von Saddam Hussein. Ein US-Vertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, Themen der Gespräche seien die von den USA gewünschte Übergangsregierung sowie die Rolle der Opposition gewesen. An der Unterredung nahmen unter anderem Dschalal Talabani von der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Neschirwan Barsani von der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK), Achmed Schalabi vom Irakischen Nationalkongress (CNI) sowie Abdel Asis al-Hakim von der schiitischen Versammlung der Islamischen Revolution in Irak teil. Die US-Delegation leitete der Sondergesandte für die irakische Opposition, Zalmay Khalilzad.
Bei der ersten Gesprächsrunde in Ankara am Dienstag hatten sich die Kurdenparteien in Nordirak bereit erklärt, ihre Truppen bei einem US-Angriff auf Irak unter US-Kommando zu stellen. Das kurdische Parlament im Nordirak verhängte gestern den Ausnahmezustand über die Region.