: Terror gegen Iraks Kurden
Bei Selbstmordanschlägen auf die Parteizentralen der Kurden in Nordirak sterben mindestens 57 Menschen. Attentäter passierten Kontrollen. Zuvor gab es auch Attentate auf irakische Polizisten
ARBIL/BAGDAD rtr/ap ■ Bei zwei Selbstmordanschlägen vor den Zentralen zweier kurdischer Parteien im Nordirak sind am Sonntag nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern mindestens 57 Menschen getötet worden.
Zuvor hatte ein kurdischer Funktionär von bis zu 200 Toten und Verletzten bei den beiden Bombenanschlägen gesprochen. Ziel der Anschläge waren in der Stadt Arbil die Büros der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), die beide mit der US-Besatzungsmacht im Irak zusammenarbeiten. In den Büros waren zum islamischen Opferfest Empfänge ausgerichtet worden, zu denen Spitzenfunktionäre geladen waren. Unter den Todesopfern seien auch der Polizeichef der Stadt und der Vizeprovinzgouverneur, berichteten Augenzeugen. Mehrere Funktionäre der PUK waren in den vergangenen Jahren Ziel von Attentatsversuchen, die der der Al-Qaida-Organisation nahe stehenden Muslim-Gruppe Ansar al-Islam zugeschrieben wurden.
Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten sich ihren Weg durch Kontrollposten vor den Parteizentralen gebahnt und dann Sprengsätze an ihren Körpern gezündet. Mitarbeiter eines Krankenhauses sagten, allein bei ihnen seien die Leichen von mindestens 50 Getöteten. Ein PUK-Vertreter erklärte, nach allem, was er gehört habe, dürfte die Zahl der Toten und Verletzten vor den Zentralen etwa 200 betragen. Peter Galbraith, ein ehemaliger US-Diplomat, berichtete am Telefon aus Arbil, die Leichen seien durch die Wucht der Explosionen zerfetzt worden.
Die US-Besatzungstruppen und Sicherheitskräfte im Irak waren wegen des Feiertags in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Bereits am Samstag waren mindestens 18 Menschen bei einer Reihe von Anschlägen im Irak getötet worden. Dabei waren vor einer Polizeiwache im nordirakischen Mossul bei einem Bombenanschlag nach Polizeiangaben mindestens 9 Menschen getötet und 44 verletzt worden. Bereits vor dem Anschlag in Mossul waren irakische Polizisten in den vergangenen Monaten verstärkt das Ziel von Anschlägen im Irak geworden. Dabei wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums mehr als 300 Polizisten getötet.
Der stellvertretende amerikanische Verteidigungsminister Paul Wolfowitz ist am Sonntag zu einem Truppenbesuch in Irak eingetroffen. Der Besuch war zuvor nicht angekündigt worden. Wolfowitz dankte den amerikanischen Soldaten und zivilen Helfern für ihren Einsatz in Irak. „Sie machen die Welt sicherer für unsere Kinder“, erklärte er.
ausland SEITE 9