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Archiv-Artikel

Kampfhandlungen auf Iraks heiligem Boden

Umkämpfte Städte Kerbela und Nadschaf gehören nach Mekka und Medina zu den heiligsten Stätten der Schiiten

Von JS

BERLIN taz ■ Bei dem Vormarsch von britischen und US-Truppen nach Bagdad ist es gestern auch in den Städten Kerbela und Nadschaf zu Kämpfen gekommen. Die beiden Orte liegen 100 bzw. 150 Kilometer vor der Hauptstadt und zählen nach Mekka und Medina zu den heiligsten Stätten der Schiiten.

In Nadschaf befindet sich das Grab von Ali, dem ersten schiitischen Imam und Schwiegersohn des Propheten Mohammed. In Kerbela liegt Husain begraben, ein Enkel Mohammeds. Husain, der für ein besonderes Märtyrerbewusstsein im schiitischen Glauben steht, war 680 nach Christus einem Hilferuf aus der südirakischen Stadt Kufa gefolgt. Dort gab es einen Aufstand gegen die Herrschaft aus Damaskus. Als Husain im damaligen Mesopotamien eintraf, war der Aufstand längst niedergeschlagen. Husain wurde mitsamt seinem Gefolge in der Nähe von Kerbela getötet. Der Legende nach soll Husain auf dem Weg mehrmals von Engeln vor seinem Untergang gewarnt worden sein. Husain zog jedoch trotzdem weiter, um für die Sünden der Menschheit zu büßen.

Heute sind Schiiten davon überzeugt, dass alle Gläubigen, die in Kerbela oder Nadschaf begraben sind, am Tag des Jüngsten Gerichts ins Paradies kommen werden.

Die Schiiten, die rund 60 Prozent der irakischen Bevölkerung stellen, sind unter dem sunnitisch dominierten Regime Saddam Husseins zahlreichen Benachteiligungen ausgesetzt. Als es nach dem zweiten Golfkrieg 1991 deswegen zu Aufständen kam, verloren nach Angaben des Spiegel allein in Kerbela mindestens 15.000 Menschen ihr Leben.

Aus Nadschaf ließ Saddam Hussein damals den Großajatollah Choi – für viele Schiiten weltweit ihr Oberhaupt – verschleppen und sichtlich lädiert im Fernsehen vorführen. 1996 starb Choi unter mysteriösen Umständen im Krankenhaus. JS