Weniger Mäusenachwuchs durch Gentech-Mais

Eine Langzeitstudie über mehrere Generationen zeigt, dass genmanipulierter Mais Fruchtbarkeitsstörungen bei Mäusen auslösen kann

Eine im Auftrag des österreichischen Gesundheitsministeriums durchgeführte Langzeitstudie mit Gentech-Mais hat den Streit über die Gefahren von genmanipulierten Pflanzen erneut entfacht. Die an der Veterinärmedizinischen Uniklinik Wien durchgeführte Fütterungsstudie hat deutliche Hinweise erbracht, dass die von dem US-Konzern Monsanto vermarkteten Gentech-Maissorten MON 810 und NK 603 die Fruchtbarkeit vom Mäusen beeinträchtigen kann. Die Umweltorganisation Global 2000 fordert aufgrund der Studie, alle Gentech-Zulassungen „einzufrieren“ und erneut zu überprüfen“.

Wie aus der Studie hervorgeht, wurden die Versuchsmäuse über 20 Wochen und vier Generationen mit einer aus NK 603 und MON 810 gekreuzten Maissorte gefüttert. Diese Maissorten sind seit 2007 in der EU als Lebens- und Futtermittel zugelassen.

Erst in der dritten Mäusegeneration sind laut Studie zum ersten Mal „statistisch signifikante“ Unterschiede bei der Anzahl der Nachkommen zwischen den Versuchstieren und einer Kontrollgruppe aufgetreten. Auch in der vierten Generation hatten die mit Gentech-Mais gefütterten Tiere weniger Nachkommen.

Für den Wiener Studienleiter Professor Jürgen Zentek zeigt die Studie, dass Multigenerationsversuche durchaus geeignet sind, Fütterungseinflüsse bei Mäusen aufzuzeigen. Der Experte für Tierernährung, der seit einigen Jahren eine Professur an der FU Berlin hat, hält es für „dringend erforderlich“, diese ersten Ergebnisse durch weitere Studien abzusichern. Auch müsse untersucht werden, ob ähnliche Befunde für andere Tierarten zu erwarten sind.

So lange dürfe nicht gewartet werden, meinen die Gentech-Kritiker. „Obwohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dem Gentech-Mais mehrfach einen Persilschein für seine Unbedenklichkeit ausgestellt hat, zeigt die österreichische Fütterungsstudie, dass dieser Mais gefährlich ist“, so Jens Karg von Global 2000. Er fordert ein sofortiges Verwendungsverbot für Österreich. Notwendig seien zudem ein „EU-weites Gentech-Moratorium und eine radikale Reform der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)“.

Diese Studie sei „ein weiterer Beweis für die Risiken genmanipulierter Pflanzen“, sagt auch Ulrike Brendel von Greenpeace. Sie fordert die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) auf, ein Importverbot für den Mais zu erlassen. WOLFGANG LÖHR