: Das Roma-Theater Pralipe bleibt in NRW
Lange Zeit war das Theater Pralipe, die einzige kulturelle Struktur der Sinti und Roma in Europa, auf Bühnensuche. Das Theater an der Ruhr unterstützte sie jahrelang. Jetzt wechselte es an den Rhein, endlich in eigene Räume
Zur Eröffnung des neuen „European rom theatre Pralipe“ in Köln heiratet der Zigeunerkönig Jashar Kral mal wieder live eine Jungfrau: Das Ensemble sucht nach neuen Wegen, ihr Publikum in sein bilderreiches Theater zu integrieren und Zuschauer kamen zahlreich zur Premiere. Gerade hat die einzige kulturelle Struktur des fahrenden Volkes in Europa ihr provisorisches neues Haus in der Domstadt bezogen.
„Wir sind sehr froh eine neue Heimat zu haben“, sagt Michael Krone, der lange Jahre Geschäftsführer am Standort in Mülheim an der Ruhr war. Das Haus würde bis 2005 umgebaut, dann soll auch die institutionelle Förderung durch die Stadt Köln beginnen. Momentan erhalte das Romatheater nur projektbezogene Mittel von Bund, Stadt und Land. „Da gibt es noch Probleme“, sagt Krone, denn der Bund habe seinen Haushalt noch nicht verabschiedet und das Land habe enorm gekürzt. Ursprünglich wollte das Theater in die Landeshauptstadt Düsseldorf wechseln. „Doch da kann der Bürgermeister nicht Demonstrationen und Roma-Theater unterscheiden“, lacht Krone. Köln habe sich dann schnell bereit erklärt, die Truppe aufzunehmen, die vor Jahren auch schon mal nach Berlin oder Paris auswandern wollte.
Vor 30 Jahren gründet der Regisseur Rahim Burhan in Skopje, im heutigen Makedonien, das Roma-Theater Pralipe. Doch in der Heimat regte sich politischer Widerstand gegen die Truppe, die Ende der 80er-Jahre dort vor dem finanziellen Aus steht. Roberto Ciulli vom Theater an der Ruhr holte die Roma, die er bereits zu Gastspielen an sein Haus geladen hatte, fest nach Nordrhein-Westfalen. Mit Lorcas „Bluthochzeit“, ihrer ersten Inszenierung 1991 in Mülheim, wurde Pralipe über Nacht in ganz Europa bekannt. In dem Theater arbeiten Regisseure, Dramaturgen und Schauspieler aus fünf Nationen zusammen.
PETER ORTMANN