: Leitbild wachsendes Bergedorf
Bei einem Workshop zur Entwicklung von Bergedorf im Rahmen der Wachsenden Stadt stößt die Vision von Bezirksamtsleiter Christoph Krupp weitgehend auf Zustimmung
Vielleicht lag es daran, dass er die guten Seiten seines Stadtteils so sehr herauskehrte: Zumindest bei den Teilnehmern eines Workshops zur Rolle Bergedorfs in einer wachsenden Metropole Hamburg, trafen die Zukunftsvorstellungen von Bezirksamtsleiter Christoph Krupp (SPD) weitgehend auf Zustimmung. Verteter der Senatsbehörden, der Bezirkspolitik, der Wirtschaft, der Vereine und der Medien waren aufgefordert, Kritik zu üben und Anregungen zu liefern. Fast alle waren dafür, dass Bergedorf wachsen soll. Aber bitte unter Wahrung seines Charakters.
Krupp machte deutlich, dass Bergedorf ein eigenes Zentrum ist, vergleichbar mit Neumünster, Flensburg und Lüneburg. Zwischen Bergedorf, Lübeck und Schwerin gebe es keine Stadt mit mehr als 30.000 Einwohnern. Bergedorf werde im kommenden Jahrzehnt von 117.000 auf 125.000 Einwohner wachsen. Es biete über sein Gebiet verteilt Platz für 1.900 neue Wohnungen. Im Stadtteil lebten schon heute überdurchschnittlich viele Familien (27 Prozent gegenüber 19 in ganz Hamburg). Bergedorf verfüge über die größte Reserve an Gewerbeflächen: 220 Hektar, von denen 50 innerhalb von drei Jahren vergeben werden könnten. Teilnehmer des Workshops wiesen darauf hin, dass davon mehr als Industriefläche ausgewiesen sei als gebraucht werde.
Bergedorf ist Krupp zufolge nach der City das zweitgrößte Einzelhandelszentrum in Hamburg – zumindest so lange, bis Harburgs Phönix-Center fertig gestellt ist. Gerade dem Einzelhandel gilt wohl Bergedorfs größte Sorge, wie die jahrelange Debatte um ein Einkaufszentrum auf dem Bahnhofsvorplatz zeigte, und wie es der Leerstand in der Fußgängerzone Sachsentor vor Augen führt. Das Konzept für ein maßgeschneidertes Einkaufszentrum am Bahnhof, das das Sachsentor beleben soll, ist zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung am Runden Tisch erarbeitet worden. Zurzeit werden die Investoren für dieses Projekt ausgesucht.
An die Mode der Wirtschaftsentwicklung anknüpfend, identifizierte Krupp unwidersprochen Cluster, mit denen sich der Stadtteil profilieren könne: Logistik, Maschinenbau, Handwerk, ein „Kompetenzzentrum Grün“ und life sciences, für die die HAW, die Gewerbeschule und das Unfallkrankenhaus Boberg den Nährboden bilden könnten.
Die Vier- und Marschlande mit ihren Erholungsqualitäten sind ein Pfund, mit dem Krupp wuchern will. Sie seien „nicht die Flächenreserve der Hansestadt“ und sollten auch „kein bewohntes Museum“ werden. Landwirtschaft und Naturschutz müssten und könnten Hand in Hand gehen. Gernot Knödler