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Archiv-Artikel

Liebesgrüße aus der KochstraßeDear Bud,

Das glanzvollste Festival Berlins – die Berlinale – entrollt den Teppich. Der Potsdamer Platz erstrahlt – und die Stars sagen ab oder sind deprimiert! Sind wir etwa Dettelbach? Schmeckt hier die Starbucks-Plörre nicht? Egal, Schauspieler sind ja auch nur Menschen, tröstet die taz und verschickt Fan-Post

„Es gab eine Zeit, da bekam ich Angstzustände, wenn ich keine Frau im Bett hatte“

um es gleich zu gestehen: Wir könnten dich zwar zu den besten Würsten bei Konnopke lotsen. Aber wir wissen nicht, wo es in Berlin ein Omelett mit 20 statt 2 Eiern gibt, wie du es in „Sie nannten ihn Mücke$ orderst. Trotzdem: Willkommen. In Berlin ist ein Haudrauf wie du genau richtig.

Dein Alter Ego ist übrigens schon hier. Gut, es sieht ein bisschen schmächtiger aus – du warst ja mal Olympiaschwimmer und Wasserballer. Aber ansonsten hat der hiesige Finanzsenator Sarrazin ähnliche Rammbockqualitäten: Losgelassen und nicht mehr aufzuhalten. Wie du.

Unvergessen, wie du als „Mücke“ das Football-Team von der US-Armee aufmischt. Oder wenn wie in fast jedem deiner Filme zwanzig Italogangster auf dich draufspringen, die du, Sekunden später, alle auf einmal wegschleuderst. Das hat was Sarrazin’sches; auf den prügelt auch die halbe Stadt erfolglos ein. Mit euch könnte es eigentlich nur noch der aus „Asterix“ bekannte Legionär Schlagdraufundschluss aufnehmen.

Ganz zu schweigen von deinen Filmen mit Terence Hill, der genauso wenig wie du Amerikaner ist und mal so auf den italienischen Namen Mario Girotti hörte wie du auf Carlo Pedersoli. Aber selbst euer Duo wäre hier in Berlin nicht neu. Der Sarrazin hat nämlich auch einen Kumpel, den hiesigen Stadtchef Wowereit. Die liefern ein Programm, das einem eurer besten Filmtitel nicht nachsteht: „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“. Beste Grüße, dein Stefan

Sweet Nicole,

schade, dass auch du nicht kommen willst. Hat’s dir letztes Jahr nicht gefallen? Dabei haben wir dir doch trotz dieser hässlichen, aufgeklebten Filmnase einen silbernen Bären mitgegeben.

Scheinst dich nicht besonders amüsiert zu haben. Bist schnell pan-asiatisch essen gegangen und dann – husch, husch – zum Schönheitsschlaf ins Körbchen.

War wohl nicht so dolle hier? Jetzt müssen wir uns in diesem Jahr mit Provinzdingern wie Charlize Theron begnügen.

Egal. Schöne Frauen haben wir hier in Berlin eh schon genug. Und die können auch richtig feiern. You know Ariane Sommer? Aber die ist ja auch noch ein bisschen jünger als du.

Vielleicht brauchst du einfach mal Zeit zum Nachdenken. Lenny Kravitz, der Mann, der die Schlaghose in den Achtzigern neu erfand, soll dir den Kopf verdreht haben. Und nun fragst du dich mal wieder, was Liebe eigentlich ist.

Schöne Frauen haben wir hier in Berlin eh schon genug. You know Ariane Sommer?

Du suchst bei den alten Griechen, liest bei den Philosophen und keiner weiß es wirklich. Sagst du den den Erkenntnistheoretikern von Bunte.

Ach, Nicole, grübel nicht so viel. Nach der Trennung von Tom bist du so ernst geworden und blass. Deine Filme sind heutzutage alle so schrecklich deprimierend. „Dogville“ soll dich ganz fertig gemacht haben. Hm. Du hast Recht. Tu dir das winterliche Berlin lieber nicht an! Meint Wiebke

Hi Jack,

what happens, Ladykiller? Kaum bist du in Berlin, um dem Filmfest Glanz und Glamour zu verleihen, sickern Horrorstorys durch – von dir und deinem Depri-Sexleben. Vom Flughafen aus erst mal duschen ins Hotel, dann auf EINEN Drink in der urgemütlichen Paris Bar neben Berlin-Friseur Udo Walz und später allein ins Bett, als hättest du eine halbseitige nasse Rippenfellentzündung.

Und der Hammer, dieses Interview! Ich zitiere: „In den 70er-Jahren gab es eine Zeit, da bekam ich Angstzustände, wenn ich keine Frau im Bett hatte. Inzwischen habe ich mich ans Alleinschlafen gewöhnt. Vielleicht ist ein Teil meines Feuers erloschen.“ Hast du das „About Schmidt“-Syndrom? What happens, Jack?

Berlin erwartet von dir deinen alten Biss, dass du es krachen lässt in den Bars, im Berlinale-Palast den Bären zum Tanzen und die Mütter zur Verzweiflung bringst. Seit sie „Shining“ gesehen haben, schließen sie aus Angst vor dir, hahaha, ihre Mädchen weg. Oder gefallen dir unsere Partygirls nicht, weil sie so magersüchtig ausschauen? Ist aber egal, für Dirty Talk können die meisten Englisch. Lieber Jack, mach dir nichts draus, dass dein Film Was das Herz begehrt hier außer Konkurrenz läuft. Zeig’s stattdessen allen noch mal. Du kannst das so gut: Erst über die Sonnenbrille gucken, danach das teuflische Grinsen aufsetzen. So tun, als ob du es dir noch einmal überlegen wolltest – und dann zupacken, dass der Potsdamer Platz wackelt. Wir wollen das, Berlin braucht das. Du hast noch Feuer, sei wieder böse und richtig geil. So long, Rolf

Lieber Nick,

„Das Geld ist die Nemesis der Welt?“ Meinst du das jetzt irgendwie kritisch?

du hast dir noch nicht mal eine Ausrede ausgedacht. Hast einfach den Nachrichtenagenturen Bescheid gesagt, dass du nicht zur Berlinale kommen wirst … ist schon okay! Wir können „Beautiful Country“, in dem du unbedingt den GI, der in Vietnam einen Sohn gezeugt hat, spielen musst, auch ohne dich sehen. Wahrscheinlich findet dich dein Filmjunge gerade dann, wenn du wieder in deinem Benz über den Pacific Highway eierst. Unter Einfluss von 60 verschiedenen Vitaminpillen. Geh du ruhig zum Oscar-Dinner am Montagabend in L.A., du hast das Ding schließlich schon zweimal verpasst. Aller guten Dinge sind drei!

Dass du nicht vorbeischaust, ist aber schon schade. Zu gerne würden wir Berliner mit dir auf einem Stehempfang im Beisheim Center über eine deiner kühnen Behauptungen diskutieren. Was meintest du eigentlich, als du in Cannes sagtest: „Das Geld ist die Nemesis der Welt“? Meinst du das jetzt irgendwie kritisch? Und meinst du, dass man dir das nach 36 breitwandigsten Kinofilmen noch abkauft?

Unter uns: Der wahre Grund, warum du nicht kommst, hey, das versteht doch jeder! Schließlich ist es hier, anders als in Malibu, saukalt, und im KaDeWe gibt es nun mal keine wattierten Pyjamas – oder trägst du inzwischen auch mal andere Klamotten? Yours, Adrienne