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: „School of Rock“

Zack hat es nicht leicht: Als Fünftklässler einer spießigen Privatschule trägt er jeden Tag Hemd und Pullunder. Im Schulorchester klemmt er sich die Konzertgitarre vor die Brust und spielt ab, was auf dem Notenständer liegt. Erst Aushilfslehrer Dewey drückt ihm eine E-Gitarre in die Hand und spielt ihm das „Smoke on the Water“-Riff von Deep Purple vor. Drei Powerchords lassen ihn eine neue Welt erahnen; Grundton, Quinte, und schon fährt ihm die elektrisierende Kraft des Rock durch die Magengrube.

Zack und Dewey sind zwei Figuren, die Richard Linklaters Lieblingsthema aufgreifen: Wie fühlt es sich an, das vergängliche Jungsein und der Verlust der Unschuld? Zack, der schüchterne Junge, stolpert in die Pubertät und beginnt zu ahnen, was das ist, die Rebellion. Dewey, der Aushilfslehrer (gespielt von Jack Black, dem sarkastischen Plattenverkäufer aus High Fidelity), ist ein wandelnder Rock’n’Roll-Anachronismus. Er glaubt ungebrochen an 20-Minuten-Soli.

In der verspäteten Coming-of-age-Geschichte schiebt Dewey seinen Horizont über Bühne, Bar und Bett hinaus. Nachdem er aus seiner eigenen Band rausgeschmissen wird und pleite ist, erschleicht er sich dreist einen Job als Aushilfslehrer an der privaten Grundschule. Dort lehrt Dewey Zack und die anderen Kinder, die noch spießiger sind als ihre Eltern, den Rock: Club der toten Dichter trifft auf Mini-Playback-Show. Dabei ist sein Lehrmaterial total veraltet. Das „Smoke on the Water“-Riff dürfte an keinem noch so dilettantischen Gitarrenschüler vorbeigegangen sein. Doch die Fünftklässler pusten den Staub aus Deweys Klassikern: Vor den Dreharbeiten probten sie sechs Wochen mit dem Gitarristen Jim O’Rourke von Sonic Youth, bis sie eine richtige Band waren. So füllen die gerade pubertierenden Kinderschauspieler die klischeehaften Machogesten der Rockmusik mit neuem Leben. Obwohl man im Kino sitzt, ist man zwischendurch immer wieder geneigt, wie im Konzert auf vier Fingern zu pfeifen.

Weil seine Lebensweisheit auch jenseits der 30 noch auf ein Plattencover passt, ist „School of Rock“ das komplette Gegenteil von „Waking Life“, Linklaters letztem Film: Mitten im Mainstream und mit 80 Millionen Dollar Einspielergebnis Linklaters erfolgreichster Film in den USA. Und wenn Zack am Ende die Windmühle an der Gitarre macht, ist die Botschaft klar: „One great show can change your life!“

DANIEL BOESE