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Archiv-Artikel

Hilfe mit Methode

Supervision und Coaching von Profis: Da gibt es unterschiedlichste Arten und Einsatzbereiche. Und es gibt auch Coaching ohne Coach: Co-Counseln

Es gibt Einrichtungen und Unternehmen, in denen gehört Supervision dazu wie die Kantine. Doch trotzdem ist vielen Menschen völlig unklar, was die Methoden von Supervision und Coaching sind, wozu sie dienen und wie sie funktionieren. Und auch die Suche nach einem Coach des persönlichen Vertrauens scheitert leicht an den vielen Fachbegriffen, die der Laie kaum einzuordnen weiß. Deshalb kommen an dieser Stelle die Experten selber zu Wort und erklären einige ihrer Anwendungsbereiche und Methoden.

Gruppendynamik

Gruppendynamik ist die Theorie von der Interaktion in Gruppen. Sie dient dazu, die Selbstwahrnehmung für die eigene Rolle in Gruppen und die Wirkung auf andere in den jeweiligen Sozialbezügen zu schärfen und damit auch ein Verständnis für bewusste und unbewusste Gruppenprozesse zu erlangen. In der Ausbildung von SupervisorInnen ist der Erwerb einer gruppendynamischen Kompetenz inzwischen Standard. Zusätzlich bieten einige Institute die Möglichkeit zur Weiterbildung als „Trainerin für Gruppendynamik“. Elke Schallehn-Melchert, Dipl. Gruppendynamikerin (GaG), Supervisorin (DGSv), eschallehn@aol.com

Gestaltsupervision

Gestaltsupervision (GSV) arbeitet mit dem Konzept der Gestaltarbeit/-theorie (F. Perls). Zentral ist die Arbeit am Kontaktprozess: Wie wird Kontakt (im Sinne von Kommunikation und Zusammenarbeit) zielführend und befriedigend gestaltet? Wie oder warum wird er unterbrochen, gestört, behindert? Dieser Ansatz führt direkt zur Frage – und meist auch zur Antwort – wie die Person, das Team oder die Organisation Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche (Es), Grundsätze, Normen und Wertvorstellungen (Persönlichkeit) und Ziele, Absichten (Ich) so in Einklang und zum Ausdruck bringt, dass mit der Umwelt (Klienten, Kunden, Kollegen) tragfähige, gute und erfolgreiche Kontakte gestaltet werden. GSV eignet sich für Fallsupervisionen genauso wie für Einzel-, Team-, Leitungs- und Organisations-Supervisionen.

Üblich sind GSV-Sitzungen von eineinhalb bis drei Stunden. Eine Stunde kostet ab 100 Euro. GSV wird von der deutschen Vereinigung für Gestalttherapie e. V. (DVG) zertifiziert. Vera Wulff, Organisationsberatung & Personalentwicklung, VeraWulff@VeWulff.de

Systemische Supervision

Systemische Supervision richtet das Augenmerk insbesondere auf die Wechselwirkungen von Person, Rolle, Funktion, Auftrag und Organisation. Die Kunden – MitarbeiterInnen, LeiterInnen und Teams – werden dabei als Experten ihrer Sache und ihrer Arbeit gesehen. In einem dialogischen Prozess arbeiten die Supervisoren lösungsorientiert mit ihnen. Durch das Einnehmen der Außenperspektive können typische Interaktionen, Muster und Prozesse erhellt werden. Neben sprachlichen werden auch kreative Mittel eingesetzt, beispielsweise die Arbeit mit Skulpturen, Organigrammen, Genogrammen und Aufstellungen. Rituale, Geschichten und Metaphern gehören ebenso zum Methodenrepertoire wie Auftragsklärung, Hypothesenbildung und zirkuläre, ressourcen- und lösungsorientierte Fragen. Der Zeitrahmen kann je nach Problemlage von einer einzelnen Sitzung bis zur mehrmonatigen Praxisbegleitung reichen. Die zugrunde liegenden Abschlüsse sind von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) anerkannt. Ursula Wolter Cornell, Supervisorin, Hamburgisches Institut für systemische Weiterbildung (HISW), ☎ 677 999 1.

Graphische Moderation

Mit einfachen Zeichnungen auf der Flipchart kann die Vermittlung im Streit hervorragend begleitet werden. Während zwei KontrahentInnen über ihre Konflikte sprechen, kann der in graphischer Unterstützung ausgebildete Mediator sie zeichnen. Nicht als Illustration, sondern chiffriert. Beispielsweise als zwei Bäume, deren Gemeinsamkeiten Äste darstellen, die einander berühren. Die Kontrahenten können den Zeichner korrigieren, wenn sie sich nicht korrekt dargestellt sehen. So werden Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten deutlich und das eröffnet neue Lösungswege.

Ein Aufbaukurs wie „Mach dir ein Bild – von der Mediation“ geht über zwei Tage und kostet beim Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation (ikm-Hamburg) 70 Euro. Die Ausbilder sind vom Bundesverband für Mediation anerkannt.

Dieter Lünse, Mediator, www.ikm-hamburg.de

Teamentwicklung

Ein Arbeitsteam beschäftigt sich in Untergruppen mit dem Verteilen von Büroklammern. „Vermehre ich meine Anzahl der Büroklammern oder sorge ich für die anderen?“ – Nicht immer leicht, ein ausgewogenes Ergebnis zwischen Eigen- und Gruppeninteressen herzustellen. Teamentwicklung als Teil der Organisationsentwicklung kommt in Betracht, wenn eine Gruppe eine gemeinsame Arbeitsaufgabe zu erledigen hat. Der Einsatz von ressourcenaktivierenden Techniken ermöglicht es, humorvoll auf sich selbst blickend, Stärken und Schwächen erfahr- und korrigierbar zu machen, um sich im Team zu platzieren. In einem ständigen Prozess gilt es auszuloten, welche Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten bringe ich mit, um die (individuellen) Arbeits- beziehungsweise Teamziele zu erreichen? Auftakt eines Team-prozesses bildet ein zweieinhalbtägiger „Starter“, in welchem Ziele und Prämissen für die Zusammenarbeit festgelegt werden. Danach folgen im monatlichen Abstand drei- bis vierstündige Treffen vor Ort als internes Controlling. Birgit Schlichting, Rechtsanwältin, Supervisorin DGSv, altonaer-kanzlei@t-online.de

Co-Counseln

Co-Counseln ist eine Do-it-yourself-Methode für die persönliche Entwicklung – für Menschen, die etwas in ihrem Leben verändern wollen, und dafür auch bereit sind, Techniken zu lernen und Abenteuer zu wagen. Es geht darum, neu hinzusehen und Neues auszuprobieren. Und das funktioniert so: Man trifft sich zu zweit. Beide haben die Techniken gelernt. Die Zeit wird geteilt, in einer Hälfte spricht man, in der anderen hört man zu und unterstützt so den anderen bei seinem Prozess. Die beim Co-Counseln verwendeten Techniken stammen aus professioneller Therapie und Coaching. Die Grundidee ist: Jeder weiß selber, was gut für ihn ist und jeder kann verantwortlich für sich selbst sein. Es gibt deshalb beim Co-Counseln weder Ratschläge noch Interpretationen. Man lernt, auf sich selbst aufmerksam zu sein, mit seinen Gefühlen umzugehen, Neues auszuprobieren. Und man lernt, den Selbstklärungsprozess eines anderen mit unvoreingenommener Aufmerksamkeit und ohne Urteil zu unterstützen. Der Kurs zum Erlernen der Methoden dauert 40 Stunden und kostet 275 Euro. Co-Counsel-Sitzungen können über Wochen oder Jahre geführt werden. Sie können aber auch nur sporadisch sein, sie basieren auf Gegenseitigkeit und sind daher kostenlos. Rudolf Giesselmann, Co-Counsel-Trainer, 040-86 53 00