piwik no script img

Archiv-Artikel

Kurzsichtige Überlegungen

betr.: „Wer schwänzt, hat es schwer“, taz bremen vom 6. 11.

Mit der Abwicklung der KidZ-Projekte entscheidet sich Bremen, Jugendlichen ab 16, die im Regelschulsystem keine Anbindung finden konnten und den Besuch daraufhin ganz verweigerten, keine Angebote mehr vorzuhalten. Es ist bekannt, dass hartnäckige SchulverweigerInnen ohne intensive sozialpädagogische Hilfestellung keinen Zugang mehr zu dem Bildungssystem finden, das sie seit Jahren nicht mehr besuchen. Auf der persönlichen Ebene sind der Entwicklungsstand und die Umgangsformen bei diesen Jugendlichen noch in keiner Weise ausreichend für eine Integration ins Arbeitsleben. Schule alleine wird in ihrer jetzigen Struktur der Handhabung der Auffälligkeiten und dem umfassenden Förderbedarf nicht gerecht. Bei Bildung, Soziales, Justiz, Inneres und Gesundheit gibt es in Bezug auf die Klientel große Überschneidungen. Sie veranlassen parallel und unkoordiniert teils sehr kostenintensive Interventionen in Bezug auf dieselben Jugendlichen. Die Kooperation von Schule und Jugendhilfe in Form der KidZ-Projekte ist ein Ansatz zur Steuerung dieser Interventionen, der sich bewährt hat. Nun wird er zu Gunsten kurzsichtiger Überlegungen und Engpässen geopfert. Man spart bremenweit zwei Stellen. Neue, präventivere Konzepte werden eingefordert und teuer bezahlt – es wird Jahre dauern, bis sie greifen und sie werden mit Sicherheit nie die ganze Zielgruppe erreichen. Mit dem Ende der sozialpädagogischen Betreuung in den Projekten werden jetzt und in Zukunft diejenigen Mädchen und Jungen getroffen, die sich noch nicht aufgegeben haben. Jugendliche, die wieder zur Schule gehen, die Hoffnung geschöpft hatten, ihre Zukunft ein wenig gestalten zu können. Mit dem Rückzug auf ihre jeweiligen Kernaufgaben weisen die Ressorts die Verantwortung für die gesellschaftliche Integration der SchulverweigerInnen von sich. Bremen ist ein Stadtstaat. Die Jungs und Mädels werden nicht ins nächste Dorf ziehen. Sie bleiben Bremen erhalten. ANDREA MANN, Bremen