: was macht eigentlich ...Nena?
Jubilieren
Zwanzig Jahre Nena. Als veritabler Ohrwurm überlebt zumindest ein Lied in den Gehirnwindungen der deutschsprachigen Welt. „99 Luftballons“ heißt das Werk, das nach zwei Dekaden mindestens eine so große Verbreitung hat, wie „Sah ein Knab ein Röslein steh’n“ nach 187 Jahren. Die Sängerin verdankt ihren Erfolg dem Vervielfältigkeitsfaktor der Gegenwart. Dabei war das gar nicht der Hit, mit dem sie sich 1983 erstmals auf die Bühne wagte. Der Song, dessen Jubiläum es zu feiern gilt, ist „Nur geträumt“. Sein Verbreitungsaggressionspotenzial steht „99 Luftballons“ allerdings nur wenig nach.
Egal, ob Fan oder Gegner dieses deutschen Liederreigens, es wäre ignorant, ihn nicht zum hiesigen Kulturgut zu zählen. Das ist schon daran zu erkennen, dass die 43-jährige Mutter von vier Kindern mittlerweile Kultstatus hat. Sobald nämlich Homosexuelle eine singende Dame in ihr Herz schließen – wie Hilde Knef, wie Marianne Rosenberg, wie Marlene Dietrich –, sind sie aus der Schmuddelecke der Trivialität in den Seelenolymp der Echtzeit gehoben. Und Nena hat das geschafft, denn – so wird kolportiert – ihre Songs würden jeden Sonntag beim Café Fatal im SO 36 gespielt. Mitsingen erlaubt.
Hart für Berliner: Eigentlich heißt der Altstar der Softfraktion der Neuen Deutschen Welle Susanne Kerner und kommt aus Hagen in Westfalen. Egal, halten wir uns einfach an ihr Rezept, wie sie sich durchs Leben bringt: Sie feiere es, auch in jenen Momenten, in denen es gar nichts zu feiern gebe. Das Jubiläum zeigt’s. WS
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