: Viel für wenige
Auf dem Screenforum zeigte die Landesfilmförderung fast alles, was sie unterstützt hat. Vor leeren Rängen
Viele Filmemacher waren wohl froh, dass ihre Werke überhaupt mal auf einer großen Leinwand gezeigt wurden. Aber schade war es doch, dass die Stuhlreihen leer blieben. Außer den Machern selbst saßen oft höchstens noch ein paar Kollegen im Kino. Zahlendes Publikum gab es kaum beim Nordmedia-„Screenforum“. Auf dem zeigte die Filmförderungsanstalt der Länder Niedersachsen und Bremen, was sie seit ihrem Bestehen mitfinanziert hat.
Leicht pikiert war zumindest Regisseur Gerd Conradt: Wahrscheinlich hat er seinen Dokumentarfilm „Starbuck Holger Meins“ noch nie vor so kleinem Publikum präsentiert. Auch „Verrückt nach Paris“ hat bei jeder Nachmittagsvorstellung im Atlantis mehr Zuschauer als vergangenen Sonntag in der großen Schauburg. Und dabei waren immerhin die Regisseure, ja am Eröffnungsabend zum „Making-of“-Film sogar alle drei Hauptdarsteller auf der Bühne.Wäre das große Publikum ihr Ziel gewesen, hätten die Organisatoren von Nordmedia eine bessere Werbung für die Veranstaltung fahren müssen.
Als Filmfest für die Macher funktionierte das Forum dagegen fast perfekt. Es wird viel Geld gekostet haben, Schauburg und Scenario für das Wochenende zu mieten; fast die gesamte Moderatoren-Riege von „buten un binnen“ war für Ansagen und Diskussionsleitungen engagiert. In einer „Präsenzvideothek“ im Foyer des Scenarios konnte man sich jeden Film auch individuell ansehen. Nach jeder Vorführung blieb Zeit für Diskussionen, die Regisseure konnten – abgesehen vom elektronischen Schneerieseln des Videobeamers – mit der Präsentation zufrieden sein.
Bei den Gesprächen gab man sich erstaunlich offen: So klagte Roswitha Ziegler, die mit „Hoerstuatz“ und ihrem „6. Gorleben“-Film gleich zwei Produktionen zeigte, einerseits über sture Redakteure beim NDR. Andererseits sagte sie auch, sie sei immer wieder erstaunt, dass ihre bewusst parteiischen und unfertig wirkenden Videoproduktionen überhaupt gesendet werden.
Das Programm war bunt gefächert. Es gab handwerklich solide Filme, Glanzlichter wie „Das Blaue Wunder – Hyazintheras“, eine sehr gelungene Tierdokumentation über Papageien in Brasilien, und ein paar schlimme Nieten, wie den albernen Spielfilm „Ein göttlicher Job“ von Thorsten Wettke: Den werden auch Heike Makatsch und Anleihen bei „Lola rennt“ nicht vor dem sicheren Flop retten. Aber das Screenforum hatte keinen Qualitäts-, sondern eher einen Vollständigkeitsanspruch. Und da ist es dann interessant zu fragen, warum einige Produktionen fehlten. Etwa die zum Teil in Bremerhaven gedrehte Udo-Lindenberg-Show mit Liedern von Komponisten aus dem Exil, die inzwischen ja versteckt im Mittagsprogramm des Fernsehens auftauchte. Und wo blieb Rolf Seelmann-Eggebrechts Adelsmagazin „Royalty“? Wollte man den versammelten künftigen Förder-Antragstellern nicht vor Augen führen, welch ein Schmarren bei „Nordmedia“ 500.000 Euro abstauben kann?
Wilfried Hippen