: Nazi-Zentrum rockt ganz rechts
Neumünsteraner „Club 88“ produziert jetzt auch rechtsextreme CDs
Die Neonazi-Szene in Schleswig-Holstein will mit Rechtsrock an Attraktivität gewinnen. Nachdem die Betreiber des Neumünsteraner Nazi-Zentrums „Club 88“ um Christiane Dolscheid und Peter Borchert bereits ein Rechtsrock-Konzert organisierten, haben sie nun eine CD produziert. Der Titel „The very last Resort“ (Der letzte Ausweg) ist zugleich Untertitel des codierten Clubnamens („88“ steht für den achten Buchstaben im Alphabet und bedeutet „Heil Hitler“).
Politisch brisant ist die Bandzusammenstellung auf dem Sampler. Gewohnt kämpferisch droht „Propaganda“, deren Debüt-CD von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurde, dem Feind „Fahr zur Hölle“, siegessicher träumt „Göttersturm“ vom nationalen Widerstand für „Freiheit und Vaterland“. Den Kampf gegen die „Staatsmacht“ besingt „Oidoxie“. Die Dortmunder Band hat wegen volksverhetzender Texte bereits mehrfach Erfahrungen mit den Behörden gemacht. „Wir spielen Rechtsrock (...) für‘s Vaterland. Wir kämpfen für Deutschland (...) Und schreien immer wieder: Heil, Heil“, reimen sie auf ihrer CD „Schwarze Sonne“, die 1998 indiziert wurde.
Momentan verfolgt die Staatsanwaltschaft Dortmund eine Anzeige der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Denn in dem illegalen Neonazi-Video „Kriegsberichterstatter“ covert „Oidoxie“ das verbotene „Hakenkreuz“-Lied: „Hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um (...) hisst die rote Fahne mit dem Hakenkreuz“. Auf dem Video sind, unterlegt mit Rechtsrock, auch Erschießungen von Schwarzen und Juden sowie Karikaturen von der Ermordung Behinderter zu sehen.
Auf dem Sampler ist auch „V-Punk“ vertreten. Die Kieler Band um Zeljko Topic erklärt gemeinhin: „Wir distanzieren uns voll und ganz von der rechten Szene.“ Doch 2001 verhinderte nur das Einschreiten der Polizei, dass sie zusammen mit der Neonaziband „Kraftschlag“ in der Landeshauptstadt auftrat. In ihrem Song „Bang Bang“ offenbaren sie inhaltliche Nähe: „Bang Bang Bang / Kämpf für Deutschland / Zerschlagen wir die rote Macht.“
Den Samplers des Club erhält man über den Versand „Celtic Moon“. Hinter dem romantisch klingenden Namen verbirgt sich ein Vertrieb, der dem skandinavischen Blood&Honour-Netzwerk (B&H) nahe steht, das außer CDs auch „Kriegsberichterstatter“ versendet. Seit dem Verbot der B&H-Division Deutschland nutzen Rechtsrocker vermehrt den im dänischen Hillerød ansässigen Vertrieb, um indizierte Tonträger zu verbreiten.
Für den „Club 88“ scheint das nationale Verbot kein Grund zu sein, nicht mit dem internationalen Neonazi-Musiknetzwerk zusammenzuarbeiten.
Andreas Speit