: Bilderbuchfamilien verschuldet
Zunehmend geraten auch „ganz normale Familien“ in die Schuldenfalle, stellt die Caritas fest. Aus Scham suchten junge Paare mit Geldschwierigkeiten viel zu spät Hilfe
Bochum dpa ■ In die Schuldenfalle geraten nach Beobachtungen der Caritas zunehmend auch „ganz normale Familien“. Bisher typische Ursachen wie Scheidung oder Arbeitslosigkeit spielten bei dieser neuen Gruppe von Verschuldeten keine Rolle, sagte der Caritas-Fachberater für Schuldnerberatungen, Roman Schlag. „Oft sind das junge Familien, die für die Einrichtung oder für Anschaffungen beim ersten Kind nicht direkt bezahlen konnten.“
Durch steigende Lebenshaltungskosten werde der finanzielle Rahmen so eng, dass junge Paare den Ausgaben nicht mehr gewachsen seien, so Schlag. „Der Dispo-Kredit wird ausgeschöpft. Und wenn wichtige Konsumgüter wie der Fernseher kaputtgehen, wird auf Raten gekauft“, erklärt der Caritas-Mann den häufig unspektakulären Einstieg in die Verschuldung. Oft sei auch der Ratenkauf von Kleidung über den Versandhandel der erste Schritt in die Schuldenfalle: „Die Kinder sollen in der Schule nicht den Klassenkameraden nachstehen und selbst will man auch nicht wie ein Lump rumlaufen.“ Irgendwann stehe der Weg zur Bank und die Anfrage nach der Einrichtung eines Kleinkredits an.
Verschuldung sei für die meisten Menschen ein Tabuthema, weiß Roman Schlag. „Man wird stigmatisiert. Die Leute denken, dass die Betroffenen auf großem Fuß leben.“, sagt er. Deshalb versuchten verschuldete Familien nach außen hin ihre Geldschwierigkeiten oft mit einer intakten Fassade zu kaschieren. In vielen Fällen suchten Betroffene erst viel zu spät Beratungsstellen auf. „Spätestens wenn man merkt, dass das Girokonto immer weiter ins Minus gerät, sollten die Alarmglocken schrillen“, rät der Caritas-Fachberater jungen Familien in entsprechenden Situationen.