Peace ist Krieg?!

Friedensfahnen, Peace-Symbol und Victory-Zeichen: Die widersprüchliche Geschichte der Antikriegssymbole

BERLIN taz ■ Die aktuellen Antikriegsdemonstrationen kündigen italienische Regenbogenverhältnisse bereits an. In Italien wehen die bunten „PACE“-Flaggen bereits von jedem Balkon.

Wegen ihrer auffallenden Ähnlichkeit mit der Regenbogenfahne der Schwulen-und-Lesben-Bewegung erkennen nur genaue Beobachter den kleinen, aber feinen Zusatz: das Himmelblau. Nichtsdestotrotz ist die Botschaft dieselbe: die Einheit der Unterschiede.

Eine weitaus bellezistischere Geschichte hat das „Peace“-Zeichen. Zurzeit allgegenwärtig auf Gesichtern von AntikriegsdemonstrantInnen oder auf der Mattscheibe als Ersatz für das „Viva“-Logo, schwelt ein bedeutungstheoretischer Kampf um den Ursprung dieses Symbols. Dabei ranken sich die Legenden um Traditionsgut bei Satanisten als Krähenfuß oder bei Christen als die griechische Schreibweise für Christus – eine Zusammensetzung aus X (Chi) und P (Rho).

Geradezu banal wirkt da die Auflösung des Rätsels der Entstehungsgeschichte des Friedenszeichens: Es setzt sich aus den zwei Buchstaben N (für Nuclear) und D (für Disarmament) aus der militärischen Zeichensprache des Flaggenalphabets zusammen. Umrandet mit dem Kreis als symbolischer Erde, wurde es 1958 von dem britischen Designer und Künstler Gerald Holtom im Auftrag der Atomkriegsgegner entworfen. Aus ebenso kriegerischem Zusammenhang wurde das „Victory“-Zeichen geboren. Mit dem ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger demonstrierte Winston Churchill im Kampf gegen den Nationalsozialismus medienwirksam die Siegesgewissheit der Aliierten. Ursprünglich zeigte sich die inflationär gebrauchte Geste sogar noch kriegstaumeliger: Im Hundertjährigen Krieg drohte englischen Bogenschützen in französischer Kriegsgefangenschaft die Amputation ihrer zwei notwendigsten Kampfinstrumente. So zeigten sie mit den ausgestreckten Fingern ihren ungebrochenen Kampfeswillen – kann zu hoffen bleiben, dass die Symbolik im Bewusstsein heutiger Kriegsgegener weniger bellizistisch gegenwärtig ist.