: Lackierte Liebe
In der Galerie Reinfeld untersucht die Hannoveraner Künstlerin Yvonne Goulbier haufenweise Rosen und präsentiert ferner „21 Möglichkeiten zu sagen: Ich liebe dich“
Wozu die Aluminium-Eindeckelung von Weinflaschen doch gut ist. Aus ihr prökelt und knetet man in unsicheren Momenten eines weinseligen Rendezvous gern abstrakte Kunstwerke oder modelliert eiförmige Knödel. Wohin sonst mit den gierigen Händen?
Mit etwas mehr Liebe, Geschick und Konzentration ist das Material auch zu einer Blüte zu formen. Yvonne Goulbier kann das. Anschließend tunkt sie das Objekt in brutal blauen, roten oder grünen Acryllack, umwickelt den Schaft mit fluoreszierend rot lackiertem Reinigungsstahl, wie man ihn an jeder ordentlichen Spüle findet. Schließlich wird alles auf einem weiß bemalten Holzsockel montiert. Dieses „Monument für eine Rose“ (2002) ist von bestechender Schlichtheit – frei von kitschiger Überhöhung oder Pathos, wie es der Titel vermuten ließe.
Die Künstlerin, 1953 in Kaiserslautern geboren und mittlerweile in Hannover lebend, hat sich ganz auf das Spiel mit Licht, Ordnung und Chaos eingelassen. Verschiedene Arbeiten sind „the game“ benannt und nummeriert. „The game“, das Spiel, hat immer neue Ausprägungen. Etwa Filzpunkte in allen Prilblumenfarben, die auf einfarbigen Hintergründen zu Tapetenmustern arrangiert werden oder über Fotografien von Kirchendecken kleben.
Eine besondere Passion hat Yvonne Goulbier zur Blume und deren Symbolhaftigkeit. Eine Rose ist eine Rose und doch immer wieder eine andere Rose. Ob auf blauem, wasserähnlichen Hintergrund, dreidimensional als „Netzwerke“ übereinander gelegten Stäben oder als Fotografie in Lichtkästen – die Blume treibt ihre Blüten und hat dabei viel mit dem Thema „Liebe“ zu tun.
Passend dazu benennt Goulbier in einem Werk „21 Möglichkeiten zu sagen: Ich liebe Dich“. Zu sehen sind 21 äußerst stabile Freundschaftsbänder – in Form von grün lackierten Bronzedrähten, die durch rote, im Dunkeln glühende Lacksiegel zu immer unterschiedlich geformten Zirkularstrukturen zusammengehalten werden.
Udo Reinfeld hat etwa 30 Arbeiten Yvonne Goulbiers für seine Galerie zusammengetragen. Warum? Vor elf Jahren war er „überwältigt“ von einer Goulbier-Schau in der Städtischen Galerie im Buntentor, die Farbfelder präsentiert. In der taz war damals zu lesen von einer „Poesie der Entmaterialisierung“. Die würde sich in „endloses Wohlgefallen auflösen und noch die kühlsten Verstandsmenschen ins Schwärmen bringen“.
Axel Lerner/fis
bis 13. März. Öffnungszeiten: Mo, Mi und Fr 12-18 Uhr, Sa 11-17 Uhr