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Archiv-Artikel

was machen eigentlich ...die Kästner-Erben?

Fremdeln

Von GES

Es gab und gibt nicht viele von ihnen: Autorinnen oder Autoren deutscher Sprache, die politisches Gespür mit Humor verbinden. Vielleicht deshalb werden die seltenen Begabungen dieser Art hierzulande nach einer Zeit der Gewöhnung an diese fremden Wesen so geliebt – über ihren Tod hinaus wie beispielsweise Erich Kästner (1899–1974).

Seine Bücher gehörten zu denen, die am 10. Mai 1933 auf den Scheiterhaufen landeten – mit Rufen wie „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!“. Dass seine Werke von den Nazis verbrannt wurden, hat Kästner immer als Adelsschlag empfunden – und die Faschisten wussten oder ahnten sehr wohl, welchen Feind sie in Kästner hatten.

Das alles hat viel zu tun mit Berlin. Deshalb wollte der Bezirk Tempelhof-Schöneberg am 70. Jahrestag der Bücherverbrennung eine Gedenktafel an Kästners früherem Wohnhaus in der Friedenauer Niedstraße anbringen. Die Nachkommen Kästners aber sträuben sich dagegen – offenbar, da sie Kästner eher als Münchner wahrnehmen: Nach dem Krieg lebte Kästner vor allem in München. Zudem gibt es schon zwei Berliner Tafeln für Kästner, und zwar in Wilmersdorf und Reinickendorf.

Der Bezirk will auf die Bedenken der Nachkommen eingehen und auf die neue Tafel verzichten. So wird die Niedstraße ohne ein Gedenkzeichen auskommen müssen. So schlimm aber ist das nicht: Große Poeten brauchen diese Minidenkmäler nicht. Sie leben in den Köpfen ihrer Leserinnen und Leser. GES FOTO: AP