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Archiv-Artikel

Berlin bekommt ein eigenes Iglu

Schulsenator Böger kündigt eine vertiefende Studie zur internationalen Grundschul-Lesestudie Iglu an. Grüne und GEW: Modell der sechsjährigen Grundschule bestätigt

Zwar sind die Einzelergebnisse der „Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung“ (Iglu) noch nicht für Berlin aufgeschlüsselt. Anlass zur Freude geben die guten Ergebnisse des Lesetests jedoch auch hier. Schulsenator Klaus Böger (SPD) wertete gestern das Resultat – Deutschland belegt Platz elf unter 35 teilnehmenden Ländern – als Bestätigung für das sechsjährige Grundschulmodell in Berlin und Brandenburg. Berlin wolle daran festhalten und vor allem die Qualität des Unterrichts ausbauen. „Grundschulen werden besser mit der Heterogenität der Schüler fertig und fördern diese auch besser“, so Böger.

Um die bundesweiten Ergebnisse, die gestern von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn vorgestellt wurden, für Berlin zu vertiefen, kündigte Böger eine länderspezifische Studie an. Wissenschaftler der Humboldt-Universität sollen von April bis 2005 die Ausgangsvoraussetzungen der Berliner Viertklässler und ihren Lernfortschritt bis zur sechsten Klasse untersuchen. Als Ursachen für das bessere Abschneiden der deutschen Grundschulen sieht Böger die höhere methodische und didaktische Reformbereitschaft, die bessere Ausbildung der Lehrer und ein stärkeres Engagement der Eltern.

Mehr gesamtschulische Strukturen forderten die Berliner Grünen nach den Ergebnissen der Iglu-Studie. „Das Hauptproblem unserer Schulen liegt in der frühen Selektion und in einem überkommenen Unterrichtsverständnis“, so Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen.

Die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, sprach sich ebenfalls für die Ausweitung der Grundschule auf sechs Jahre aus. Die FDP dagegen hält eine erneute „ideologische Debatte über die Gesamtschule“ für einen „Rückschritt“. Mieke Senftleben, schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, forderte mehr individuelle Förderung und eine Qualitätsverbesserung im Hauptschulbereich. Das Problem liege vor allem beim Übergang von der Grundschule auf weiterführende Schulformen.

In Berlin hatten sich fünf Grundschulen an der Iglu-Studie beteiligt, die im Sommer 2001 durchgeführt wurde. Ergebnis: Das Leseverständnis deutscher Grundschüler ist durchweg gut. Im internationalen Vergleich liegen sie auf dem elften Platz von 35 teilnehmenden Ländern. Problematisch bleibt jedoch die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von sozialem Status und Migrationshintergrund. DPA/TAZ