: Bomben zum Dessert
Mit einem gezielten Schlag versuchten die USA am Montag, Saddam Hussein in einem Restaurant in einem Wohnviertel zu töten
BAGDAD/BERLIN ap/taz ■ Mit insgesamt vier 2.000-Pfund-Bomben haben die USA am Montagnachmittag versucht, den irakischen Staatschef Saddam Hussein in Bagdad zu töten. 45 Minuten nach Hinweisen der CIA, Saddam Hussein halte sich in einem bestimmten Restaurant in einem wohlhabenden Bagdader Wohnviertel auf, bombardierte die US-Luftwaffe den Ort. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf US-Militärangaben. Übrig blieb ein 18 Meter tiefer rauchender Krater, drei zerstörte Häuser und schwere Schäden im Umkreis von 300 Metern.
Irakische Rettungssanitäter bargen bis Dienstagmorgen zwei Tote. Es wurde aber vermutet, dass zwölf weitere Menschen bei dem Luftangriff ums Leben kamen. Offenbar waren auch bald schon US-Kräfte vor Ort. Ein Gewährsmann mit Kontakten zum militärischen Geheimdienst sagte: „Es wird viel gegraben, und es werden DNA-Tests vorgenommen.“ Mit deren Hilfe soll untersucht werden, ob sich Saddam Hussein unter den Toten befindet. Das Pentagon habe verlässliche Informationen, dass er und seine Söhne sich vor dem Luftangriff in dem Restaurant aufgehalten hätten. Es sei bekannt, dass der Staatschef das Restaurant mehrfach besucht und es wegen seiner Lage in einem Wohnviertel für sicher gehalten habe.
Informanten mit Kontakten zur Umgebung von Saddam Hussein erklären, dass Saddam Hussein so sehr auf seine persönliche Sicherheit bedacht sei, dass nur sehr wenige Personen über seinen jeweiligen Aufenthaltsort informiert seien. Ein im Exil lebender Regimegegner sagte der Nachrichtenagentur AP, dass nur zwei Menschen Bescheid wüssten – Saddam Husseins Sohn Kusai als Leiter der Sicherheitskräfte des Präsidenten und der Privatsekretär des Präsidenten, Abed Hamid Hmud.
Ein gezielter Angriff auf den vermuteten Aufenthaltsort Saddam Husseins stand schon am Anfang des Irakkriegs. In den frühen Morgenstunden des 20. März wurde ein Anwesen in einer Vorstadt von Bagdad bombardiert. Dieser Angriff hat den Staatschef nach Vermutungen von Mitarbeitern des US-Geheimdiensts wohl verfehlt.
Nach dem jüngsten Bombardement sagte US-Präsident George W. Bush gestern in Belfast: „Ich weiß nicht, ob er überlebt hat. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er seine Macht verliert.“ Ähnlich äußerte sich auch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Washington. Wenn Saddam Hussein noch lebe, kontrolliere er jedenfalls nicht mehr viel vom Irak, sagte Rumsfeld.
Dem widersprach gestern wie üblich der irakische Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf. Zwar funktionierte seit gestern das irakische Fernsehen nicht mehr, und der Minister musste sein Pressebriefing außerhalb seines schwer getroffenen Ministeriums abhalten. Er erklärte jedoch wiederum, die USA hätten keine Chance – man werde die US-Amerikaner angreifen und sie in ihren Panzern verbrennen.