Deutsche Rektoren sagen Ja zur Elitemilliarde

5 x 250 Millionen Euro für den Elite-Contest sind willkommen – falls das Geld nicht hinterrücks wieder einkassiert wird

BERLIN taz ■ Der letzte Satz des Präsidenten war der wichtigste. „Wenn 250 Millionen Euro jährlich für die Hochschulen auf den Tisch kommen“, sagte Peter Gaehtgens, „dann wollen wir aufpassen, dass sie nicht wieder irgendwo verschwinden.“

Gaehtgens ist der Vorsitzende von gut 260 deutschen Hochschulrektoren, und als solcher begrüßte er nachdrücklich den Milliardenschub für die Unis, den die SPD kürzlich versprochen hat. Aber Gaehtgens traut dem Angebot noch nicht – denn es komme „von einer rot-grünen Regierung, die Probleme hat“.

Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hatte jüngst offeriert, über fünf Jahre hinweg jeweils 250 Millionen Euro für Spitzenhochschulen auszugeben. Alle Unis sollen sich um den Milliardentopf bewerben können, fünf bis sechs sollen – nach Auswahl durch eine Jury – den Zuschlag dafür erhalten. Gaehtgens richtete nun im Gegenzug bange Fragen an die großherzige Spenderin: Erstens, wird das Geld wirklich bereitgestellt? Zweitens, nimmt der Bund die Milliarde an anderer Stelle wieder weg? Und drittens: Was machen die Bundesländer nun mit den Hochschulen?

Der oberste Uni-Rektor Gaehtgens meinte mit seinen Befürchtungen etwa die Absicht der Bundesregierung, sich parallel zur Eliteförderung aus dem Hochschulbau zurückzuziehen. Und er hat Angst, dass der Elitezuschuss des Bundes eine „Provokation für die Länder ist, ihre Hochschuletats zu kürzen“.

Den Hochschulrektoren geht es aber nicht allein ums Geld. Sie wollen, so ihre Generalsekretärin Christiane Ebel-Gabriel, „sich konstruktiv an der Ausarbeitung eines Förderkonzeptes beteiligen“. Zu diesem Zweck haben die Rektoren ein eigenes Programm entwickelt, damit das viele Geld für die klammen Hochschulen auch Wirkung entfalten kann.

Die Uni-Chefs haben nämlich die Sorge, dass die Unis nach Jahren der finanziellen Auszehrung durch die Bundesländer den Anschluss an die internationale Uni-Szene verlieren. Ein Beleg dafür sei, so Peter Gaehtgens, „dass die deutsche Wirtschaft die Hochschulen nicht mehr als satisfaktionsfähige Partner ansieht – und ihr Geld lieber an Unis im Ausland gibt.“

Aber die Hochschulen wollen auch selbst etwas für ihre Aufwertung tun. Rektorenpräsident Gaehtgens versprach, er werde seine Kollegen dazu motivieren, das Recht der Auswahl von Studierenden stärker wahrzunehmen. Bislang ist das kaum der Fall, obwohl 50 Prozent der Studis bereits herausgepickt werden dürfen.

Das allerdings ist Gaehtgens zu wenig. „Wir wollen 90 Prozent unserer Studenten auswählen dürfen.“ Oder war dies der wichtigste Satz? CHRISTIAN FÜLLER