: berlinale szenen Und dann das!
Ruhe und Zeit
Jan Harlan gießt Mineralwasser nach. Dann lehnt er sich ein wenig nach vorn. „Das, was Stanley beim Drehen unbedingt brauchte, das war Ruhe“, sagt er, „Ruhe und Zeit.“ Eine kurze Pause. Dann setzt er hinzu: „Wie arbeiteten ja immer mit einem ganz kleinen Team. Alles Geld sollte in die Zeit fließen, die wir zur Verfügung hatten. Und nichts sollte beim Drehen die Ruhe stören.“ Dann lehnt sich Jan Harlan wieder zurück und lächelt ein wenig.
Jan Harlan ist ein höflicher Mensch. Er ist 67 Jahre alt. Er war der ausführende Produzent von Stanley Kubrick. Gerade bereitet er eine Ausstellung aus dem Nachlass Kubricks vor, die im April in Frankfurt am Main zu sehen sein wird. Zwei Tage vor seiner Stippvisite in Berlin war Jan Harlan in Madras. In zwei Tage wird er nach New York weiterfliegen. Jetzt aber sitzt er erst einmal mit drei Journalisten in einem Raum der Hessischen Landesvertretung und stellt Gegenwart her.
Was für eine Gelassenheit dieser Mann hat! Man registriert das zunächst nur im Vorübergehen. Schließlich hat man noch seine Fragen anzubringen. Was wird aus dem Nachlass zu sehen sein? Überhaupt: Wie hat Kubrick die Schauspieler nur immer zu einem solchen Arbeitseinsatz gekriegt? Jan Harlan gibt auf jede Frage sachlich Auskunft. Aber die Subtöne des Gesprächs überlagern schließlich alles. Ruhe und Zeit. Man war einfach nicht darauf vorbereitet, solchen Dingen ausgerechnet auf der Berlinale zu begegnen. DIRK KNIPPHALS