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Archiv-Artikel

GEKLONTE ZELLEN: HEILSVERSPRECHEN SIND KEINE ETHISCHE GRUNDLAGE Politik streitet, Wissenschaft schafft Fakten

Selbst die Wissenschaftler sind uneins, wie das koreanische Klonexperiment zu bewerten ist: Ein Durchbruch auf dem Weg zur Therapie bisher unheilbarer Krankheiten? Oder ein Irrweg, der unhaltbare Lösungen verspricht? Der Chef der größten Berliner Klinik, der Charité, sieht nur die Heilungschancen und fordert eine Lockerung des deutschen Stammzellgesetzes. Der Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft hingegen warnt, der Forschungszweig „therapeutisches Klonen“ könne in einer Sackgasse enden. Denn zur Heilung bestimmte embryonale Stammzellen könnten Krebs auslösen.

Ein wichtiger Streit – zum falschen Zeitpunkt. Denn die Frage, ob Embryonen hergestellt und anschließend für die Stammzellgewinnung getötet werden dürfen, muss unabhängig davon diskutiert werden, ob die begehrten Zellen je nutzbringend eingesetzt werden können. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Eine Abwägung zwischen Embryonenschutz und Forschungszielen kann erst erfolgen, wenn klar ist, dass die verbrauchende Embryonenforschung grundsätzlich zulässig sein soll. Auch der Bundestag hat bei der Verabschiedung des Stammzellgesetzes versäumt, das zu betonen.

Mit seiner Entscheidung, den Import von bereits bestehenden Stammzelllinien – zu deren Herstellung auch Embryonen getötet wurden – zu erlauben, hat er sich zumindest die Option offen gehalten, später einmal auf den Zug mit der verbrauchenden Embryonenforschung aufzuspringen.

Auch das Gezerre bei den UN um ein internationales Klonverbot gehört nicht zu den Ruhmesblättern deutscher Politik. Nachdem klar war, dass bei dem Verbot auch für das therapeutische Klonen ein Riss quer durch die Staatengemeinschaft geht, hätte sich der deutsche Vertreter an seinen Auftrag erinnern sollen: sich für ein Verbot sowohl des reproduktiven als auch des therapeutischen Klonens einzusetzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine internationale Konvention nicht von allen Staaten mitgetragen wird. Nun gibt es also überhaupt keine Regelungen – und die Wissenschaft schafft Fakten. WOLFGANG LÖHR