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Archiv-Artikel

Der neue Trend: das Protestgrillen

Was CDU-Chef Neuman nicht ahnte: Bremen bricht auf – zum gemeinsamen Grillen mit Mehmet und Ahmet

Von ede
Donnerstag grillen Helga, Hans, Mehmet und Ahmet vorm CDU-Haus

taz ■ Radio Bremen Vier machte gestern den Anfang mit einer sympathischen Protestaktion: Der Sender hatte zum Grillen mit „Mehmet und Ahmet“ aufgerufen – jenen Klischeefiguren, die CDU-Chef Bernd Neumann beim Landesparteitag jüngst, stellvertretend für Türken in Deutschland, verhöhnt hatte: Allenfalls Mehmet, Ahmet und Hundebesitzer fänden die Kampagne der Grünen für „Grünanlagen“ – gemeint waren Windkraftanlagen – gut, hatte Neumann vor 190 Delegierten unwidersprochen getönt. Nun weht der CDU Wind ins Gesicht. „Mehmet und Ahmet“ nämlich bekommen Unterstützung.

Eine erste Grillfete „mit lecker Lammfleisch“ fand gestern am Sender statt, nachdem der Parteiaustritt der langjährigen CDU-Abgeordneten Ulrike Schreiber aus Kritik an solchen Äußerungen bekannt geworden war. Einwanderer wie Jascha und Newzat ergriffen dort das Wort – gegen den Stil des CDU-Chefs, der mit seinem Spruch nur wenige Wochen vor der Bürgerschaftswahl am 25. Mai dem Wahlkampf wieder einen allzu bekannten, dumpfen Unterton verliehen hatte. So jedenfalls sehen es viele BremerInnen.

Neu ist die Protestform gegen solche Stimmungmache: „Grillen mit Mehmet und Ahmet“ – und vielleicht auch mit Neumann, „der auf unsere Einladung leider nicht reagiert hat, aber hoffentlich das nächste Mal mit uns grillt“, wünschte sich Radio-Bremen-Reporter Jan.

Zum Grillen dürfte Neumann demnächst noch häufiger Gelegenheit bekommen. Unter dem Motto „Auch Grüne grillen gern“ laden nämlich jetzt die Grünen Mehmet, Ahmet und andere türkische FreundInnen am Gründonnerstag ein – zur Eröffnung der Grillsaison, 13 Uhr, beim CDU-Haus am Wall.

Zu einem „interkulturellen Grillfest“ lässt sich auch der Dachverband der Ausländerkulturvereine DAB bei Neumann schon mal öffentlich vormerken. „Wir möchten mit Herrn Neumann darüber diskutieren, wie die schulische und berufliche Integration von Migrantenkindern verbessert werden kann“, kündigt der DAB-Vorsitzende Yasar Kocas echten Gesprächsbedarf an. Bei der Gelegenheit könnte Neumann vielleicht auch zu seinen respektlosen Außerungen Stellung nehmen. Die SPD unterdessen teilt mit: „Wir bieten unzufriedenen CDU-Mitgliedern eine neue Heimat.“ ede